Montag, 27. Dezember 2010

Gute Aussichten für 2011

Aktuell
Vor Weihnachten hat mich doch noch der Stress eingeholt und ich habe es nicht mehr geschafft meine wöchentliche Mail zu schreiben. Aber nun kehrt langsam Ruhe ein. Obwohl der Blog erst seit 4 Monaten läuft, gehört er schon fest zu meinem Leben dazu. Wenn ich mit Menschen über meine Aktivitäten spreche, dann bekomme ich oft positive Rückmeldungen. Gleichzeitig erstaunt es Viele, wie ich Zeit dafür finde. Einige wären gerne auch aktiv, aber es fehlt ihnen die Zeit oder die Energie am Ende des Tages. Andere bezweifeln, dass man als Einzelner etwas bewirken kann oder finden selbst die Schweiz oder Deutschland zu unwichtig im Vergleich zum Rest der Welt.

Angesichts der neuen globalen Temperaturrekorde (trotz schneereichem Winter !), Klima-Katastrophen, dem ungebremsten Anstieg an Treibhausgasen und der weiter stark steigenden Weltbevölkerung erscheinen die Probleme wirklich unbezwingbar.

Trotzdem bin ich dieses Jahr wesentlich zuversichtlicher als in anderen Jahren, in denen ich noch nicht aktiv war. Denn nun weiss ich, dass es unzählige Menschen gibt, die sich unermüdlich für eine “bessere” Welt einsetzen. Ich habe im letzten Jahr viele interessante, nette und engagierte Menschen kennengelernt, mit einigen bin ich nun bereits befreundet. Ich weiss, dass die Welt heute sehr anders aussehen würde, wenn sich nicht jeden Tag unzählige Menschen für eine “bessere” Welt einsetzen würden.

Was genau die “bessere” Welt ist, dazu gibt es natürlich verschiedene Ansichten. Schön, dass es die unterschiedlichsten Organisationen gibt, bei denen man sich engagieren kann. Klar, Geld zu spenden ist einfacher und auch wichtig, aber viel befriedigender ist es selber aktiv beizutragen. Denn :
- Man lernt interessante, aktive Menschen kennen und kann mit ihnen gemeinsam arbeiten und feiern.
- Man lernt Neues dazu, über sich selbst, andere und das Thema.
- Es ist sehr befriedigend zu der eigenen Vorstellung der “besseren” Welt beizutragen.
- Gemeinsam kann man Schritt für Schritt auf das Ziel hin arbeiten und jeder Teilerfolg gibt ein gutes Gefühl.

Jeder, der eigentlich findet, dass die Welt besser werden sollte, kann doch als Neujahrsvorsatz mit einer lokalen Organisation Kontakt aufnehmen und sehen, was die so machen. Wer eigentlich findet, dass die Welt besser werden sollte, aber nun wirklich keine Zeit hat, der sollte den täglich Trott mit kritischen Auge betrachten und schauen, was man weglassen könnte.

Auch mit kleinem Zeitbudget kann man schon viel beitragen, wie ich nun erlebt habe. Es braucht auch Leute, die Adresslisten updaten, im Internet recherchieren, einmal Flyer verteilen usw.. In Deutschland hat man ganz einfach die Möglichkeit z.B. den Stromanbieter zu wechseln und damit ein Zeichen zu setzen für erneuerbare Energie gegen Atom- und Kohlestrom.

Aber noch viel wichtiger ist, dass man nicht wegschaut und verdrängt. Der erste Schritt ist, dass wir überhaupt akzeptieren, dass nicht alles so optimal läuft und wir für eine “bessere” Welt aktiv sein müssen. Dazu gehört, dass wir uns informieren. An den folgenden positiven Beispielen seht ihr auf jeden Fall, dass Einzelne wirklich etwas bewirken können.

Kai Pulver : Filme für die Erde (Schweiz)
Kai hat den Verein im 2007 gegründet und seither unzählige Male mit Hilfe von Dokumentarfilmen an Filmabenden oder anderen Anlässen das Bewusstsein für globalen Zusammenhänge und Probleme geschärft und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die gezeigten Filme werden als Gratis DVD abgegeben, mit der Auflage, dass sie weitergegeben werden. Auch mit der Vergabe von Gratisfilmen an Schulen wurden schon viele Menschen erreicht. Ich habe am eigenen Leib erlebt, dass Filme sehr gut geeignet sind, zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Kai arbeitet mittlerweile fast Vollzeit für Filme für die Erde. Das hängt sicher auch mit seiner Begeisterung für das Thema Film und Umwelt zusammen. Alle Informationen zu den Filmen und mehr auf www.filmefuerdieErde.ch.

Tanya Schmidt ( Schweiz)
Tanya wollte es nicht hinnehmen, dass das lokale Energieunternehmen Repower neue Kohlekraftwerke im Ausland bauen will. Kohle ist der klimaschädlichste aller Energieträger. Sie gründete daher im September 2010 den Verein “Zukunft statt Kohle”, der schon über 100 Mitglieder zählt. Mit grossem zeitlichen und finanziellem Aufwand hat sie unter anderem eine Podiumsdiskussion organisiert an der fast 300 Leute teilgenommen haben.

Annie Leonard - The Story of Stuff (USA)

Seit Annie im Jahr 2007 den Film “The Story of Stuff” produziert hat, wurde er über 12 Mio mal online geschaut und in tausenden von Schulen, Firmen usw. gezeigt. In den letzten Jahren kamen dann weitere Kurzfilme und auch ein Buch dazu. Seit kurzem ist der 1. Film und das Buch auch auf deutsch erhältlich. Leider sind die deutsche und englische Webseite nur schlecht verlinkt. Deshalb hier beide Links: www.thestoryofstuff.de / com
Eines meiner Projekte für das nächste Jahr ist die deutsche Vertonung von weiteren Filmen von “The Story of Stuff”. Schaut doch mal rein, ich finde es lohnt sich.

Frohes und Aktives 2011

Ich könnte die Liste beliebig verlängern, aber ich wollte mich auf Personen beschränken, mit denen ich bereits zu tun hatte und die mich motivieren und inspirieren. Ich wünsche euch für das nächste Jahr viel Kraft und Mut, und hoffe natürlich, dass ich mit meinen Mails dazu beitragen kann.


liebe Grüsse
Christina

Freitag, 10. Dezember 2010

Artikel von James Hansen: Der Preis für den Wandel

Original: Artikel von James Hansen in der South China Morning Post im November

Der Preis für den Wandel

Die Kristallkugel zeigt de Zukunft des Klimas klar, die physikalischen Grundlagen sind nicht zu leugnen. Die Verbrennung aller fossilen Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) hätte erschütternde Konsequenzen und könnte sogar das Fortbestehen der Menschheit bedrohen. Fossile Brennstoffe erzeugen CO2, welches für Jahrtausende in den Oberflächenspeichern der Erde verbleibt, also in der Atmosphäre, Ozeanen, Boden und der Biosphäre. Die Reaktion des Klimas auf die Erhöhung des CO2 Anteils beginnt sehr langsam, da die Ozeane und die Eismassen der Antarktis und Grönlands träge sind und die Klimaerwärmung verzögern. Diese Verzögerung ist nicht gut für uns. Es bedeutet, dass eine viel stärkere Erwärmung bereits verursacht ist — sie wird auch dann stattfinden, wenn wir den Ausstoss an Treibhausgasen völlig stoppen. Wir haben bisher nur ungefähr die Hälfte der Erwärmung erlebt, die durch die bis jetzt ausgestossene Menge CO2 gegeben ist. Die globale Erwärmung im Moment gleicht einem Schnupfen. Die ungewöhnliche Flut in Pakistan, die Rekordhitze in Moskau, die Trockenheit in Südchina, gefolgt von Überflutung. Die heutigen Menschen können sich durch solche Klima Unpässlichkeiten durchkämpfen. Die grossen Probleme warten auf unsere Kinder, wenn wir nicht schleunigst unsere CO2-Emissionen herunterfahren.
Der Anstieg des Meeresspiegels ist eines der Probleme. Wenn wir mit unseren Emissionen so weiter machen wie bisher, dann liegt die Menge CO2 im Jahr 2016 bei 400 ppm. Das wird einen Meeresspiegelanstieg von schliesslich 25 m verursachen. Die Landmassen von China werden dadurch immens verkleinert, wodurch ca. 250 Millionen Menschen gezwungen werden, landeinwärts zu ziehen. 
Wie schnell die Eisschilde kollabieren, ist unsicher. In vergangenen Erdzeiten stieg der Meeresspiegel um ca. einem Meter pro 20 Jahre. Aber die menschengemachte Erwärmung ist viel grösser und schneller als die vergangenen natürlichen Erwärmungen. Die Eisschelfe, Zungen von Eis, die vom Festland ins Meer hinaus ragen und die grossen antarktischen und grönländischen Eisschilde stabilisieren, schmelzen. Jeder der beiden Eisschilde verliert nun ca. 100 Kubikkilometer Eis pro Jahr. Wenn diese Eisverluste sich beschleunigen, dann ist es möglich, dass es nur noch Dekaden dauert, bis alle Eisschilde kollabieren.
Das Aussterben von Arten, zum Teil beschönigend „Verlust an biologischer Vielfalt genannt“, ist ein anderes irreversibles Problem. Die schnelle Verschiebung der Klimazonen in Richtung der Pole um ca. 50-60 km pro Dekade, wird die hauptsächliche Ursache für das Aussterben. Viele Arten können nicht so schnell migrieren. Davon abhängige Arten und Ökosysteme können kollabieren. Wenn wir einen Kipppunkt im System überschreiten, dann könnte es zu einem massenhaften Aussterben von Arten kommen, so wie es schon einige Mal in der Geschichte der Erde vorgekommen ist. Wenn wir unsere Mitgeschöpfe in den Tod treiben, dann werden wir unseren Nachkommen einen trostlosen Planeten hinterlassen und zwar für mehr Generationen, als wir uns vorstellen können.
China ist nicht hauptsächlich verantwortlich für den Klimawandel, denn der ist proportional zu den historisch angesammelten Emissionen. Die USA sind verantwortlich für 27 % und China für 9.5 %. Aber China hat die grössten Emissionen heute und wird in den nächsten zwei Jahrzehnten der Hauptverursacher für die globale Erwärmung sein, wenn es weiter so stark auf Kohleenergie setzt.
Die Regierungen müssen den nackten Tatsachen ins Auge sehen: Wenn wir alle fossilen Brennstoffe verbrennen, dann steigt das CO2 auf 550ppm und wir kreieren einen anderen Planeten – einen trostlosen, eisfreien Planeten mit Meeresspiegeln um ca. 75 m höher als heute. Sobald der Kipppunkt erreicht ist, wird der Übergang zum eisfreien Stadium chaotisch und ausserhalb menschlicher Kontrolle verlaufen. Stabile Küstenlinien werden erst wieder erreicht, wenn alles Eis weg ist. 
Wie können wir den das Abkippen des Klimas vermeiden? Die strategischen Notwendigkeiten sind klar. Wir müssen Kohle Emissionen stufenweise zurückfahren und unkonventionelle fossile Brennstoffe, so wie die Ölsande, in der Erde lassen. Dadurch wird das atmosphärische CO2 langsam abnehmen, indem es wieder von den anderen Oberflächen der Erde aufgenommen wird. Diese Strategie macht Sinn, denn Kohle und Ölsande sind die dreckigsten Formen von Energie. Sie vergiften Land, Seen und Meere mit Quecksilber, Arsen und anderen gefährlichen Chemikalien. Fossile Brennstoffe sind endlich, d.h. wir müssen sowieso irgendwann auf kohlenstofffreie Energieformen umsteigen, z.B. Kernenergie, erneuerbare Energien und verbesserte Energieeffizienz. Um eine Zukunft für die Jugend zu erhalten, müssen wir es in den nächsten Jahrzehnten schaffen auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Man sollte eigentlich denken, dass jeder eine blendende Zukunft mit sauberen, kohlenstofffreien Energieformen bevorzugt. Aber was passiert in Wirklichkeit? Die Kohlenutzung nimmt weltweit zu. Kanada, Norwegen und die USA bauen Teersande ab. Die Regierungen sprechen von einem Planeten in Gefahr und geben vor, dass ihre Politik darauf abzielt, das Klima zu stabilisieren. Das nennt man „Greenwashing“, also sich ein grünes Mäntelchen umlegen, in dem nichts darin steckt. Will man das grosszügig interpretieren, dann kann man sagen, dass die Regierungen zwar wohlmeinend sind, aber die grundlegenden Fakten ignorieren. Es ist aber einfach und klar, wie das Gesetz der Schwerkraft: Solange die fossilen Brennstoffe am billigsten sind, werden wir sie weiter verbrennen. Fossile Brennstoffe sind aber nur so billig, weil die externen Kosten an der Gesellschaft nicht eingerechnet sind. Die Gesundheitskosten durch verschmutzte Luft und Wasser werden alleine von der Öffentlichkeit getragen. Die Industrie, die an den fossilen Brennstoffen verdient, muss die Arztrechnungen oder den Verlust der Produktivität nicht zahlen. Die grössten nicht kompensierten Kosten, werden aber die Folgekosten der Klimaerwärmung sein. Die Kosten des Klimawandels sind jetzt bereits beträchtlich, aber die zukünftigen Kosten werden astronomisch sein. Diese Fakten zeigen das ausschlaggebende Element für eine Lösung des Energie- und Klimaproblems. Eine regelmässig steigende CO2-Abgabe muss von den fossilen Energieunternehmen bezahlt werden. Die eingenommenen Gebühren sollten monatlich wieder an die Bevölkerung ausgezahlt werden und zwar pro Kopf. Das erlaubt die Anpassung unseres Lebensstils und wird Innovationen für saubere Energie ankurbeln. Mit den steigenden Gebühren werden die fossilen Energien durch kohlenstofffreie und saubere Energien ersetzt werden. 
Dieser Ökobonus-Ansatz (CO2-Abgabe mit Rückerstattung) stellt den schnellsten und effektivsten Weg hin zu einer Zukunft mit sauberen Energien dar und bedeutet die Genesung von der Sucht nach fossilen Energien. Aber halt! Wenn diese Gebühr Sinn macht und auch noch den Planeten rettet, warum folgen dann die USA und andere Ländern nicht diesem Pfad? Die Interessen der Fossilen Energien regieren sowohl in Washington, wie auch in anderen Hauptstädten. Das grosse Geld zwingt die Regierenden ineffektive Methoden, wie den Emissionshandel einzuführen. Dieses System wurde von den grossen Banken und fossilen Energiefirmen eingeführt und stellt die weitere Abhängigkeit von den Fossilen sicher. Aber gibt es denn gar keine Hoffnung, dass die Herrschaft der Fossilen Energien gestoppt werden kann, wo doch die meisten Länder sich mit Greenwashing zufrieden geben? Ja, es gibt Hoffnung und zwar China. China ist mittlerweile führend bei Investitionen in saubere Energien, z.B. Wind, Solar oder Kernenergie.
Aber diese neuen Formen der Energie werden die Fossilen nur ablösen – in China und dem Rest der Welt, wenn eine steigende Kohlenstoffgebühr die fossilen Energien dazu zwingt, die externen Kosten der Gesellschaft zu mitzutragen. Keine Nation allerdings wird interne Gebühren erheben, die im internationalen Wettbewerb zu Nachteilen führen. Aber eine CO2-Abgabe im Inland mit Rückerstattung (Ökobonus) mit moderaten Gebühren zu Beginn, wird einen Boom im Land auslösen und international als Diskussionsgrundlage dienen. Der Klimawandel als eine Angelegenheit von Generationengerechtigkeit wird sich als das grosse moralische Thema des 21. Jahrhunderts herausstellen. China kann die Welt mit einem rationalen Ansatz durch die bisher gefährlichste Krise führen, die die Menschheit und Natur je erlebt hat.

Ist China unsere Hoffnung

Aktuell
Wieder ist ein Jahr fast rum und die "jährliche" Klimakonferenz ist schon fast Routine. Oder zumindest deren Scheitern. In den Medien liest man wenig bis gar nichts und die Menschen wenden sich schon dem viel wichtigeren Weihnachtskonsum zu.

Wenn man sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzt, dann möchte man allerdings fast hoffen, dass eine Einigung auf Basis eines Emissionshandels scheitert. Dann können sich die Staaten endlich besseren Massnahmen zur Reduktionen des CO2 Ausstosses zuwenden. Denn meiner Meinung nach kann der Emissionshandel die Klimaerwärmung nicht stoppen . Das System ist zu komplex und schwer zu kontrollieren - es schreit geradezu nach Betrug.

Ein einfacher Lösungsvorschlag
Ein Vorschlag von James Hansen und anderen Experten ist ganz einfach. Es wird eine Gebühr auf den Ausstoss von CO2 erhoben und die Einnahmen werden pro Kopf an die Bevölkerung zurück verteilt. Jeder Mensch bekommt also gleich viel zurück, aber diejenigen, die CO2 intensiv leben, zahlen durch die Gebühr mehr. Insgesamt für jede Nation ein Nullsummenspiel. Aber diese Abgabe wirkt lenkend, denn endlich werden alternative Energien und Technologien konkurrenzfähig, da die wahren Kosten der CO2 intensiven Produkte mit einberechnet werden. Der Preis für CO2 muss dann allmählich steigen, so dass die Wirtschaft und wir uns imm weiter anpassen.

Die Folgen des Klimawandels
Ich wollte euch ja schon längst mehr über die zu erwartenden Folgen des Klimawandels erzählen und im speziellen die Erkenntnisse von Hansen dazu. Nun habe ich erst kürzlich einen Artikel von Hansen übersetzt, der in der South China Morning Post erschienen ist. In diesem sind die meisten seiner Befürchtungen klar geschildert. Hansen hat mir im persönlichen Gespräch klar gesagt, dass er grosse Hoffnungen auf China setzt. Er sieht die grossen finanziellen Mittel von China und die grosse Akzeptanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Daraus und weil die Chinesen zusätzlich merken, dass sich mit den neuen Technologien auch Geld verdienen lässt, schöpft er die Hoffnung, dass China in den kommenden Jahren eine Vorreiterrolle einnehmen wird. Leider zeigen die neuesten Veröffentlichungen von Wikileaks, dass China und die USA in Klimafragen enger zusammen arbeiten, als dem Rest der Welt lieb sein sollte (siehe Spiegelveröffentlichungen).
Aber lest doch selber den übersetzten Artikel in meinem Blog.
Oder das Original in Englisch unter http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2010/20101122_ChinaOpEd.pdf.

Ausblick
So kurz vor Weihnachten möchte ich eine positive Stimmung verbreiten. Ich werde also beim nächsten Mal darüber berichten, was einzelne Menschen bewirken können  (wie ja aktuell durch Wikileaks eindrücklich gezeigt wird). Das soll zeigen, dass jeder etwas tun kann.

Liebe Grüsse
Christina

Freitag, 3. Dezember 2010

James Hansen persönlich

Aktuell
Es ist unglaublich! Letzte Woche noch habe ich angekündigt, dass ich aus dem Buch des bekannten Klimaforschers Hansen berichten will und diese Woche habe ich ihn persönlich kennengelernt. Und die ganze Story ist mindestens so abenteuerlich wie der beste Roman.

Vor ein paar Wochen habe ich eine Mail an Hansen in die USA geschrieben, mit der Frage, ob sein Buch auf Deutsch übersetzt wird. Darauf hin haben wir ein paar Mails ausgetauscht und es wurde klar, dass Hansen eine Reise nach Italien plant, um dort Vorträge zu halten. Mein Bekannter Peter Vogelsanger, der sehr aktiv gegen Kohlestrom kämpft, wollte James gerne überzeugen einen Abstecher in die Schweiz zu machen, um an einem Anlass über Klimawandel und die Gefahren von Kohlestrom zu reden. Wir konnten bei der kurzfristigen Planung selber nicht glauben, dass James Hansen in seinem vollen Terminkalender tatsächlich einen freien Tag fand.

Als James von der durch die Schweizer Firma Repower geplanten Finanzierung von zwei neuen Kohlekraftwerken hörte, sagte er also spontan zu. Soweit so gut, aber diese Zusage kam am Sonntag Abend und der Vortrag sollte am Dienstag stattfinden. Das bedeutete zwei Tage für die Vorbereitung. Peter hatte die ehrgeizige Idee, den Vortrag in Pontresina durchzuführen, um die lokale Bevölkerung zu sensibilisieren. Ausgerechnet in diesem kleinen Bergdorf ganz im Südosten der Schweiz soll nämlich am kommenden Montag abgestimmt werden, ob die Firma Repower ein grosses Pumpspeicherkraftwerk bauen darf. Wir wollten zeigen, dass man keine Firma Kraftwerke bauen lassen darf, die in Kohle investieren. Unserer Meinung nach wird Repower den Stausee unter anderem dazu benutzen dreckigen überschüssigen Kohlestrom zu speichern und diesen dann zu Spitzenzeiten wieder teuer als sauberen Wasserstrom zu verkaufen.

Die Organisation lief eigentlich sehr gut. Ein Raum war gefunden, Medienmitteilungen und unzählige Emails wurden verschickt. Ausserdem meldete sich spontan eine Übersetzerin. Aber dann ging es los: Peter wurde am Montag abend verwehrt an der Gemeindeversammlung von Pontresina den Anlass vorzustellen. Darauf hin war er die halbe Nacht unterwegs und hat im Ort 600 Flyer in Briefkästen verteilt. Wir wussten nicht, welchen Zug James in Mailand erwischen würde und hatten auch keine Telefonnummer von ihm. Glücklicherweise mailte mir dann seine Sekretärin seine Handynummer, kurz bevor ich auch aufbrechen musste und ich konnte James erreichen. Erst da konnten wir glauben, dass er wirklich kommt. Sein Zug war ausgefallen, er musste auf den nächsten warten und würde dann erst eine Viertelstunde vor dem Vortrag eintreffen. Peter fuhr ihm mit einem anderen Zug entgegen und musste nun auch benachrichtigt werden. Noch dazu schneite es in der ganzen Schweiz sehr heftig. Spontane Besucher von weiter weg waren eher nicht zu erwarten, denn eine Rückfahrt am gleichen Tag war praktisch ausgeschlossen.

Auch unser Zug aus Zürich hatte Verspätung. Als wir um viertel vor acht im Hotel ankamen, war noch keine einzige Person da, die den Vortrag hören wollte. Schliesslich kamen dann doch noch einige wenige lokale Personen und ein Journalist der Aufnahmen und ein Interview machte. Aber wir waren natürlich sehr enttäuscht. James liess sich aber gar nichts anmerken und hielt seinen Vortrag, als ob nichts wäre. Nach dem Vortrag um 22:30 mussten wir dann James noch 3 h mit dem Auto über verschneite Pässe und im starken Schneefall Richtung Italien fahren, wo er am nächsten Morgen seinen nächsten Termin hatte.

Sehr beeindruckt von diesem grossartigen Wissenschaftler und engagierten Menschen fuhr ich am nächsten Tag nach Zürich zurück. James kennt sich nicht nur sehr gut in seinem Forschungsgebiet und den politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen aus, sondern ist unermüdlich für den Klimaschutz auf Achse. Trotz seiner 69 Jahre denkt er auch gar nicht ans Aufhören, sondern will solange weiter machen, wie er kann. Sein Hauptantrieb sind die Kinder. Seit der Geburt seiner Enkel spürt er seine persönliche Verantwortung sehr stark, weil er einer der Menschen ist, die sehr gut über die Gefahren des Klimawandels Bescheid wissen. In den Stunden, die wir mit James verbrachten, beantwortete er geduldig all unsere Fragen. Ich habe also viel gelernt.

Ausblick
Ich werde im nächsten Blog dann noch einiges von seinen Forschungsergebnissen berichten.
Bin noch ganz erschlagen von den Ereignissen der Woche. Das kommt auf jeden Fall in meine Memoiren, falls ich welche schreibe.

Liebe Grüsse
Christina