Montag, 30. Mai 2011

100’000 gegen Klimawandel

Aktuell
"100'000 gegen Klimawandel" Diese Titelzeile hätte ich mir gewünscht. Natürlich ist es toll, dass 20’000 in der Schweiz und 160’000 in Deutschland gegen Atomkraft protestiert haben. Und es ist auch toll, dass die Regierungen in Deutschland und Schweiz den Ausstieg aus der Atomkraft beschliessen. Aber wenn sie dafür dann Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke weiter laufen lassen oder sogar Neue bauen, dann trägt das nicht zur Rettung der Menschheit bei. Im Gegenteil! Dann wird Fukushima vielleicht das Puzzleteil sein, dass den Klimawandel noch beschleunigt und jede Hoffnung auf eine Umkehr zunichte macht. Denn anstatt zu sinken, steigt der CO2 Ausstoss dramatisch an.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,765602,00.html

Auswirkungen deutlich sichtbar
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits jetzt deutlich sichtbar. Die USA z.B. beklagt hunderte Tote durch Tornados. Laut vielen Klimawissenschaftlern steigt die Stärke von Stürmen mit der Klimaerwärmung deutlich an. Denn diese korrelieren mit der Boden, bzw. Meerestemperatur.

Klimakatastrophe
Manchmal frage ich mich, wie man den Menschen klar machen kann, um was für eine ernste Bedrohung es sich handelt. “Es wird wärmer”, klingt ja sogar eher positiv, denn wer friert schon gerne. Doch die Klimaerwärmung sorgt nicht für schönere Sommer. Sie geht auch nicht irgendwann wieder weg. Sie beschränkt sich auch nicht auf einen Umkreis um das Kraftwerk. Sie ist allgegenwärtig und sie wird sich verselbstständigen. Dann können wir noch lange versuchen, Energie zu sparen und auf Erneuerbare umzustellen. Aber das bringt dann nichts mehr. Es wird dann einfach immer wärmer. Und stürmischer. Und nasser. Und trockener. Klimaerwärmung ist also eigentlich missverständlich, Klimakatastrophe wäre treffender und ich werde ab jetzt immer diesen Begriff verwenden.

Auf der Demo haben viele Leute auch für erneuerbare Energie, Stromsparen und Konsumveränderung protestiert. Aber diese Signale sind in der Presse mal wieder nicht angekommen. Denn angeblich wollen die Leute keine Energie einsparen, mehr bezahlen oder sich einschränken. Dabei kommen solche Berichte vor allen bei den Unternehmen nicht gut an, die die Zeitungen finanzieren. Denn wenn direkt neben der teuren Produktwerbung Konsumverzicht gefordert wird, dann trübt das die Gewinnchancen des Anzeigekunden.

Nachdem es jahrelang hiess, dass wir alle Atomkraftwerke dringend brauchen, geht es plötzlich auch ohne. Plötzlich kann die Politik auch unbequeme Entscheidungen schnell fällen. Ja, warum geht das denn nicht auch bei den Kohlekraftwerken und anderen Dingen, die noch viel tödlicher sind als Atomkraftwerke. Genaueres dazu im nächsten Blog.

Klimakriege
Irgendwie scheinen unsere Regierungen die Gefahren durch die Klimakatastrophe aber doch zu kennen. Deutschland z.B. will im UN-Sicherheitsrat die Auswirkung der Klimapolitik auf Frieden und Sicherheit thematisieren. Denn die Klimakatastrophe wird neben den Wetterkatastrophen auch Nahrungsmittelkatastrophen nach sich ziehen und dann sind Konflikte und Kriege nicht mehr fern. Wie schnell es gehen kann sieht man im bereits jetzt, denn mit den Finanzkrisen schwindet die Solidarität und plötzlich wird im demokratischen Urlaubsland Spanien auf Demonstranten eingeschlagen. In anderen Ländern geht es nicht nur ums Sparen, ja nicht mal nur um die Wurst. Sondern vielmehr um Brot, Reis und Wasser.

Filmtipp: The Age of Stupid
Habe gestern einen tollen Film gesehen, der eine Rückschau aus dem Jahre 2055 auf die jetzige Zeit darstellt und fragt, warum nicht viel mehr gegen die Klimakatastrophe gemacht wurde. Im Gegenteil, die Menschheit rennt sehenden Auges ins Unglück.

Lichtblick
James Hansen unterstützt Jugendliche, die die amerikanische Regierung verklagen: Sie fordern den Schutz der Atmosphäre und das Recht auf eine lebenswerte Zukunft. Ich versuche dazu noch weiter Infos zu bekommen.

Samstag, 21. Mai 2011

Solar kochen und backen

Aktuell
Im Blog findet Ihr aktuelle Bilder von Marokko und mehr. In der Mail verschicke ich diese nicht, wegen der Datengrösse.

Nobelpreisträger schlagen Alarm
Diverse Medien berichten von einem Arbeitstreffen von 40 Nobelpreisträgern und Wissenschaftlern in Schweden. Die Spitzenwissenschaftler warnten am Mittwoch vor nicht mehr umkehrbaren Konsequenzen, falls es kein schnelles Eingreifen gegen den Klimawandel sowie andere Umweltgefahren und die weltweite Armut gebe: «Wir sind die erste Generation, die die globalen Gefahren für die Menschheit erkennt.» Sie verlangen von der Politik schnellstmögliches und entschiedenes Handeln gegen den Klimawandel, die Armut und andere Bedrohungen für den gesamten Planeten.

Wie baut man einen Solarkocher
Am zweiten Tag in Abaynou wollten wir nun endlich einen Solarkocher bauen. Olli zog im benachbarten Guelmim los, unterstützt von einem marokkanischen Englischlehrer, der im Projekt mitarbeiten wollte und sich glücklicherweise mit Olli auf Englisch verständigen konnte. Theres, die Kinder und ich beschäftigten uns derweil mit der Suche nach nachhaltigen marokkanischen Produkten, denn auch in Marokko muss man höllisch aufpassen, keine chinesischen Billigwaren einzukaufen. Unter anderem brauchten wir noch einen schwarzen Topf für den Solarkocher.

Nach zwei Stunden riefen wir Olli an, um zu fragen wie es so lief. Nach dem vergeblichen Abklappern von vier Schreinereien ohne passendes Holz, Verständnis oder Zeit hatten sie endlich einen Schreiner gefunden, der ihnen eine einfache Holzkiste zusammennagelte. Spiegel und Blech waren auch zu bekommen, aber Dämm-Material, die Verständigung und andere Dinge waren sehr schwierig, da der Englischlehrer auch keine handwerkliche Erfahrung hatte und einfach nicht wusste, wo man solche exotischen Dinge bekommen sollte. Schliesslich sind wir dann zufällig auf eine Art Minibaumarkt gestossen, mit einem Verkäufer, der Englisch sprach. Was für ein Luxus! Nach nochmal 1 h in diesem kleinen Laden, mit einem grossen Lager (wo die Arbeiter auf Kartonunterlagen ihr Mittagsschläfchen hielten) kamen wir glücklich mit Styropor, Heissklebepistole, Abdichtungsband, diversen Werkzeugen raus. Und so der Zufall will, direkt zwei Geschäfte weiter gab es auch eine schwarz emaillierte Auflaufpfanne mit Glasdeckel, die allerdings für Marokkanische Verhältnisse sehr teuer war. Nach langer Diskussion schickte schliesslich Fadel seine Mutter in den Laden, damit sie den besten Preis aushandeln konnte.

Nun konnten wir noch am gleichen Nachmittag den Solarofen fast fertig bauen. Einzig die Deckelhalterung mit dem Reflektorspiegel  hatten wir irgendwie vergessen zu planen und so diskutierten wir noch mal eine Stunde bis Olli dann mit einer Schnur und einen Stöckchen eine echt Marokkanische Lösung gefunden hatte. Am liebsten  hätten wir natürlich den Kocher gleich am nächsten Tag ausprobiert - alle Marokkaner standen auch schon neugierig darum herum - aber die Sonne versteckte sich wahrhaftig für die nächsten drei Tage, obwohl es sonst zu dieser Jahreszeit normalerweise nicht regnet. So verpassten wir leider die Gelegenheit bei Theres Hochzeit die zahlreichen Gäste mit einem Solargericht zu beeindrucken. Weil es so selten regnet bedeutet Regen in Marokko Glück für das Hochzeitspaar.

Wir mussten dann schlussendlich später extra noch mal nach Abaynou zurückfahren, um bei bestem Wetter die erste Solar-Tagine zu kochen. Alle standen staunend um uns herum und probierten eifrig  um dann festzustellen, dass es “fast gleich schmeckt, wie über dem Feuer gegart”. Für Tagine wird nämlich ein Tongefäss fast eine Stunde lang auf Holzkohlen erhitzt. Da es sich um eines der Hauptgerichte in Marokko handelt, kann man sich vorstellen, wieviel Holz dort noch für das Kochen verbraucht wird.  Das Gericht ist ideal für den Solarofen geeignet.

So konnten wir doch noch einen Erfolg verbuchen und übergaben den Solarkocher fürs erste an Latifa - eine junge Frau, die sich gemeldet hatte, um beim Projekt mitzuarbeiten und die nun die solare Küche weiter ausprobieren will. auf unserer Reise sammelten wir eifrig Adressen von Menschen, die an solarem Kochen interessiert sind und zeigten unser Buch der solaren Küche.

Mehr zum Marokko-Urlaub noch bei der nächsten Mail.


Lichtblick
Zurück in der Schweiz, konnte wir gleich am nächsten Tag am Ausflug von Viviens Schule mitwirken. Neben einem Abfallspiel, wo wir die Herstellung und Verpackung vom Z’nüni (Brot, Apfel, …), thematisiert  haben, haben wir im Solarkocher einen Kuchen gebacken. Sowohl Kinder, Lehrer, Eltern und Spaziergänger waren sehr interessiert und begeistert.

Aktiv werden in der Schweiz
In der Schweiz wird morgen die grösste Anti-AKW Demo seit ca. 25 Jahren stattfinden. Mehr als 10’000 Leute werden erwartet. Ich finde es sehr wichtig, dass man an solchen Ereignissen teilnimmt. Denn nur durch Proteste - auf der Strasse - können wir Politik und Medien zeigen, dass uns das Thema wichtig ist. Nehmt euch Zeit für diesen Anlass ! Er ist ein wichtiges Zeichen für die Entscheide der Politik in den nächsten Jahren. Tut es nicht für euch, sondern für eure Kinder und Enkel. Mit der Teilnahme protestieren wir auch gleichzeitig für erneuerbare Energien und warnen vor dem Klimawandel. Wir fahren um 8:36 ab Zürich HB Richtung Siggenthal-Würenlingen. Hier unser Plakatbeitrag zur Demo :





Liebe Grüsse
Christina

Bilder aus Marokko

Hier seht ihr traditionelle Tagines auf Holzkohle im Restaurant, welche mit der Hand aus dem Topf gegessen wird und im Vergleich Tagine im Solarofen. Ausserdem noch ein paar weitere Impressionen aus Marokko.


Solartagine
Solartagine schmeckt



Solarkocher a la Olli, man beachte das Stöckchen für die Halterung des Deckels



Solarkocher in Smimou
Theres und Fadel am Hochzeitstag
Speicherburg in Marokko bei Amtudi

Wer erkennt mich?

Traumschlucht mit Flussoase, Amtudi




Montag, 16. Mai 2011

Energieprojekt in Marokko

Aktuell
So, nun sind wir wohlbehalten aus Marokko zurück und noch ganz erfüllt von den Eindrücken. Zum Bloggen bin ich leider nicht gekommen. Auf dem IPhone war es mir zu mühsam und die Internetcafes waren nicht einladend genug. Aber nach der langen Pause bin ich nun topmotiviert für weitere Berichte.

Wir waren ab Marrakesch südlich unterwegs, zum Teil in sehr abgelegenen Gebieten (Route: Marrakesch, Essauira, Sidi Ifni, Gülmin, Tata, Taroudant). Eine Woche haben wir bei der Familie von Fadel, dem marokkanischen Mann meiner Freundin Theres verbracht. Dadurch haben wir das traditionelle Leben im ländlichen Marokko kennengelernt.

Eco Abaynou für erneuerbare Energien
Nachdem Theres erzählt hat, dass in Marokko ein grosses Hochzeitsfest für sie und Fadels Schwester stattfindet, war die Verlockung gross nach Marokko zu reisen. Aber was mit den vielen Tonnen CO2 der zahlreichen Hochzeitsgäste? Erst nachdem mir die Idee gekommen war, CO2 in ein örtliches Energieprojekt zu kompensieren, konnte ich mich richtig auf die Reise freuen. Fadel und Theres waren sofort begeistert von meinem Vorschlag und wir gründeten kurzerhand den Verein “Eco Abaynou für Erneuerbare Energien”. Abaynou ist eine kleine Oase im Süden von Marokko in der Nähe von Gülmin und Fadels Geburtsort. Wir wollten besonders die Nutzung der Sonnenenergie für Warmwasser und für das Kochen fördern.

Es gab dann plötzlich viel zu tun: Konto eröffnen, Statuten schreiben, Infos verschicken, Präsentation für Marokko zum Vorstellen des Projektes erstellen und auf Arabisch übersetzen. Stunden vor der Abreise, hatten wir vier dann schliesslich alles geschafft und sogar noch Kontakte zu einem anderen Marokkanischem Projekt hergestellt. Dieses Projekt - Solarkochernutzung zum Schutz der Wälder - haben Olli und ich dann in der ersten Woche besucht.

Solarkochen in Smimou
Vor dem Urlaub hatten wir uns Solarkocher von Greenpeace ausgeliehen und ein paar Gerichte getestet, so dass wir mitreden konnten. 4 Tage nach unserer Einreise kamen wir also in Smimou, einem ganz kleinen Ort in der Nähe der Küste an, wo das Solarkocher-Projekt, unterstützt von einer Stiftung des Königs, in einer lokalen Schule betrieben wird. Einen halben Tag verbrachten wir mit Mr Lahoussaine Ait Zaouit, der uns die Solarkocher vorführte, den Biogarten und die Ausstellung zeigte. Er war sichtlich stolz auf das Erreichte. Eine riesige Herausforderung in Marokko ist die grosse Analphabetenrate unter den Frauen (fast 60%), die sehr traditionelle Lebensweise, wo Neues nur langsam angenommen wird, Wasser und die  Müllentsorgung. Da in den ländlichen Regionen erst seit einigen Jahren vermehrt Plastik und anderer Müll erzeugt wird, fehlt eine offizielle Müllentsorgung und jeder entsorgt seinen Müll direkt hinter der Haustür oder verbrennt ihn im nächsten Graben. Diese Probleme waren uns in der Schweiz zum Teil nicht so bewusst gewesen. Wir haben uns sehr angeregt ausgetauscht und beschlossen, dass unsere Projekte in Kontakt bleiben werden. Der Solarkochertyp der vor Ort verwendet wurde, war uns bis dahin nicht bekannt und erschien uns sehr einfach und gut. Wir hatten eigentlich erhofft vor Ort einen Solarkocher kaufen oder bauen zu können, aber das war leider nicht möglich. Und auch die Materialien für diesen Typ liessen sich nicht in Marokko beziehen. Wir waren aber fest entschlossen auch mit lokalen Materialien in Abaynou einen Solarkocher zu bauen.

Abaynou
Sehr inspiriert ging es dann also weiter ans Ziel, wo wir via Fadels Eltern und Verwandtschaft die Dorfbevölkerung zu unserem Vortrag über den neuen Verein eingeladen hatten. Bereits einen Tag nach der Ankunft, sollte am Mittwoch morgen für die Männer und am Nachmittag für die Frauen eine Veranstaltung stattfinden.

Am Morgen war dann aber plötzlich eine Versammlung der Dorfältesten und Bürgermeister vorgesehen, wo über die Nutzung der Thermalquelle im Ort diskutiert wurde. Fadel lud uns kurzerhand zu dieser Veranstaltung ein, wo wir unseren Verein vorstellen konnten und unsere Hilfe beim Wasserprojekt anbieten konnten. Ein grosses Problem vor Ort war nämlich auch, dass die Nutzung des Thermalquelle einfach für 20 Jahre an eine Person vermietet worden war, und die Dorfbewohner mit diesem Pächter nicht zufrieden waren. So gärte schon seit längerer Zeit ein Streit im Ort, wieviel Wasser zu welcher Zeit aus dem Thermalbecken abgelassen wird und mit welchem Mittels das Becken gereinigt wird. Ausserdem hatte der neue Pächter den Frauen verboten sich im Thermalbecken zu waschen, aber auch keine Alternative bereitgestellt. Wir wurden also gleich mit der Realität unseres Projektes konfrontiert, dass vor Ort alles viel komplizierter ist und die Leute andere Probleme haben.

Am Nachmittag konnte dann schliesslich unsere Vereinsvorstellung für ca 20 Männer und 30 Frauen getrennt je 2 Stunden stattfinden. Über die Resonanz und das Interesse haben wir uns sehr gefreut, obwohl wir über die lokalen Probleme, z.B. Wassernutzung, Aufteilung, Reinigung, Schulung der Frauen, Müllentsorgung nur am Rande gesprochen haben.  Unsere Botschaft war hauptsächlich, dass sie sich selber organisieren sollen und wir sie bei Ihren Ideen und Projekten finanziell und ideell unterstützen wollen.

Wie es dann weiterging mit dem Urlaub, dem Projekt und dem Solarkocher erfahrt ihr das nächste Mal.

Bilder von Solaröfen: http://de.wikipedia.org/wiki/Solarkochkiste#Solarkochkiste

Lichtblick
Mit einem aktuellen Urteil hat der Europäische Gerichtshof in Luxemburg die
Klagerechte von Umweltverbänden gegen industrielle Großvorhaben wie
Kohlekraftwerke gestärkt. http://www.bund-nrw.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/europaeischer-gerichtshof-staerkt-klagerechte-von-umweltverbaenden/?tx_ttnews[backPid]=3371&cHash=3fda173fb3

Aktiv werden in der Schweiz
Termin vormerken: Nächsten Sonntag 10 km Wanderung gegen Atomkraft. Wir sind dabei.
http://www.menschenstrom.ch/dp/

Liebe Grüsse
Christina