Freitag, 6. Juli 2012

Ihr Katastrophe’hen kommet

Ihr Katastrophe’hen kommet
oh kommet doch bald
Und rettet die Erde
und rettet den Wald
denn seht wie die Menschen in wenigen Jahrn
Mit Erde und Meer schlimm sind verfahr’n

Je früher wir merken, je eher verstehn
dass alles kaputtgeht, was wir je gesehn

desto schneller, so hoff ich, wird etwas passier’n
bevor es zu spät ist, müssen wir reagier’n

Aktuell
Fragt mich nicht, warum mir ausgerechnet dieses Weihnachtslied wie ein Ohrwurm im Kopf rumgeistert und mich zum dichten inspiriert hat, ich weiss es nicht. Aber Grass hat es auch mit einem “Gedicht” auf die Titelseiten geschafft - man weiss ja nie.

In den USA ist die Zukunft eingetroffen. Hitzewellen und Stürme legen ganze Metropolen lahm, die Menschen leiden unter Zerstörung, Stromausfall und Hitze. Solche Szenarien werden mit beschleunigtem Klimawandel immer häufiger. Alle klagen über Hitzetote und fehlende Klimaanlagen. Das mutet schon fast etwas grotesk an, im Angesicht von Millionen von Menschen, die in Afrika durch den Klimawandel verhungern oder ein Leben lang unter grosser Hitze leiden, ohne je eine Klimaanlage geschweige denn eine ausreichende Wasserversorgung zu haben.

Aber so schlimm diese Katastrophen für den Einzelnen sind. Es ist wichtig, dass es sie gibt. In den USA kommt doch endlich mal wieder die Diskussion über den Klimawandel in Gang und man kann nur hoffen, dass die grössten Erzeuger von Klimagasen realisieren, dass es 
1. den Klimawandel gibt (in den USA gibt es mächtige Klimaleugner, z.B. die Öl- und Gasindustrie) und 
2.  dass dieser auch für Amerika selber schlecht ist und nicht nur für weit entfernte Afrikaner. 

Wenn man in news.google.com die Worte “heat wave climate change” (Hitzewelle Klimawandel) eingibt, dann erhält man 512 Treffer über Artikel die in der englischsprachigen Presse in den letzten 2 Tagen veröffentlicht worden sind. In allen wichtigen US-Zeitungen wird ausführlich der Zusammenhang zwischen Extremereignissen und Klimawandel diskutiert. Ich habe einige Artikel gelesen und überwiegend erscheint mir die Berichterstattung gut zu sein und die Gefahren des drohenden Klimakollapes gut darzustellen.

Wer nicht hören will, muss fühlen
Stimmt immer noch, denn offensichtlich (wie auch Fukushima zeigt), muss immer erst etwas passieren, bevor man schlauer wird (und manchmal hilft selbst das nicht). Leider haben wir aber nicht die Zeit, um die schlimmen Ereignisse abzuwarten und dann zu sagen, so jetzt ändern wir uns und dann wird alles wieder gut. 

Denn sobald einige Klima-Kipppunkte zu weit überschritten sind, können wir CO2 sparen, wie wir wollen, es wird nichts mehr bringen. Deshalb brauchen wir so schnell wie möglich die Katastrophen, Überschwemmungen, Trockenheiten usw.. 

Denn das Meer schwächt leider den Effekt vom CO2 enorm ab, indem es ein riesiger CO2 Speicher ist und ausserdem auch noch Wärme speichert. Dadurch wird die Erwärmung der Atmosphäre verlangsamt. Das ist aber eine heimtückische Verzögerung, denn sobald das Meer zu warm wird, gibt es den gespeicherten und noch zusätzlich CO2 ab und dann kann es plötzlich noch schneller gehen.
In der wärmeren Luft kommt es häufiger zu Waldbränden = mehr CO2.
In den Permafrostböden taut das Methan auf = mehr Klimagase.
Leider ist der Klimawandel ein Paradebeispiel für positive Feedback-Mechanismen, also sich selbst verstärkende Effekte.
Aber bereits jetzt enthält die wärmere Luft mehr Feuchtigkeit. Feuchtere warm Luft führt häufiger zu starken Niederschlägen und Hagel und zu Extremereignissen.

Hagel
Jeder, der gärtnert weiss, wie verheerend Hagel die gesamte Ernte vernichten kann. Wenn nun häufiger Hagelstürme über die Ernte niederprasseln, dann ist die Möglichkeit von Ernteausfällen viel grösser. Sommergewitter, schwülwarme Luft, weniger Abkühlung gerade in der Nacht. Alles Effekte des Klimawandels.
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/07/05/Schweiz/Klimaexperte-zu-Wetterextremen-Damit-muessen-wir-leben?WT.zugang=front_na4

Und noch was. Die etablierte Stromindustrie versucht uns vorzugaukeln, dass mit bestehenden Kraftwerken unsere Stromversorgung sicher ist und mit Erneuerbaren nicht. Ich weiss nicht, ob die Stromunternehmen in den USA mit denselben Märchen auf Kundenfang gehen. Mir persönlich erscheint es viel sicherer mit einer PV Anlage auf dem Dach, einem kleinen Speicher im Haus zumindest an heissen Sommertagen meinen Strom selber herstellen zu können. Dezentrale Systeme sind normalerweise viel stabiler, dann z.B. wenn wegen mangelnder Kühlungsmöglichkeit konventionelle Kraftwerke gedrosselt werden müssen.

Lichtblicke
Das Solaranlagen sichere Werte sind, das finden offenbar auch die Wiener. Alle Anteile am ersten Wiener Solarkraftwerk sind innerhalb von 26 h verkauft worden.
http://wien.orf.at/news/stories/2522906/

Ich finde, dass wir vor allem alle geeigneten Dächer und Fassaden nutzen sollten. Trotzdem ist es sicher gut, auch andere Optionen anzuschauen. z.B. bieten sich Autobahnränder oder Parkplatzüberdachungen an. Orginell sind auch Solaranlagen in Schweizer Bergseen, auf Lawinenverbauungen oder an Liftanlagen.

Solaranlagen entlang der Autobahnen:
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/wirtschaft/detail/-/specific/Laut-Studie-kommt-Strom-im-Freistaat-von-der-Autobahn-932658804
und auf Seen:
http://www.20min.ch/wissen/news/story/10111578

Aktiv in Zürich
Es gibt einen neuen Guerilla Garten in Zürich Altstetten - der KulturGarten Labitzke. Eine leerstehende Brache wurde in einer Aktion von Freitag auf Samstag bepflanzt und mit verschiedenen Aktionen für das Quatier eingeweiht. Jeder ist willkommen.
http://naturschutz.ch/aktion/pflanz-dich-frei/50167

Mal abschalten - auch den Strom
Seid ihr Ferienreif? Ich bin’s und wir werden ab 20.7. für immerhin 4 Wochen in den Norden reisen - mit Zug und Klapprädern. Mal sehen, ob ich dort zum Bloggen komme. Zu hause werden wir sicher den Strom in dieser Zeit komplett abschalten, so dass kein Geräte auf Standby heimlich Strom verschwenden kann. Das ist schnell gemacht und spart sowohl Geld wie auch Atomkraftwerke.

Liebe Grüsse
Christina