Mittwoch, 8. Januar 2014

Bienen, Arktis und was liegt tiefer?

Picture from Emmanuel Coupe Kalomiris
Frohes Neues !

Aktuell
Heute war ich bei einem spannenden Vortrag - von Peter Wadhams, einem Cambridge Professor, Arktis Forscher und Eis Experte. Leider war der Inhalt gar nicht erfreulich. Ich hatte noch Gelegenheit mich ausführlich mit Wadhams zu unterhalten und er hat eindrückliche Bilder gezeigt.

Laut seinen Prognosen - die auf Messungen beruhen und nicht auf Computermodellen - steht uns eine komplette arktische Eisschmelze (im Sommer) bereits in den nächsten 2-3 Jahren bevor. Das ist rund 50 Jahre früher, als es laut den Klimamodellen vorhergesagt wird.

Wadhams führt seine Messungen direkt in der Arktis durch, wobei die Forscher nicht nur die Fläche, sondern auch die Dicke des Meereises messen, indem sie z.B. mit U-Booten unter das Eis tauchen. In den letzten 30 Jahren ist das Volumen auf ca. 30% zurückgegangen. Der Effekt wurde lange unterschätzt, da nur die Ausdehnung, aber nicht die Dicke der Eisfläche betrachtet worden ist. Die Schmelze beschleunigt sich jedes Jahr. Was hat das für Auswirkungen?

Klar, die Eisbären werden bald nur noch im Zoo wohnen, aber das ist unser geringstes Problem. Zwei andere Folgen werden uns stärker beschäftigen:

Grosse Methanvorkommen werden entweichen
In den relativ flachen Gewässern am Rande der Arktis liegen riesige Methanvorkommen (Erdgas), die in gefrorener Form einfach am Meeresgrund liegen. Das Zeug heisst Methaneis und sieht aus wie normales Eis, nur dass es brennt. Durch die nun steigenden Temperaturen kann das Methan auftauen und in die Luft entweichen. Methan ist ein ca. 20 mal so starkes Klimagas wie CO2 und kann den Klimawandel in sehr kurzer Zeit stark anheizen. Wadhams Prognosen sagen, dass es einen Anstieg um mind. 0.6 °C alleine durch die Methanvorkommen eines Teils der Arktisgewässer geben kann. Dieser Anstieg könnte zudem sehr schnell kommen, da die Methangase in grossen Mengen freigesetzt werden, sobald bestimmte Temperaturen überschritten werden. Im Sommer wurden zum Teil schon Wassertemperaturen von 7 °C gemessen (normal ca. 0°C), und die Forscher konnten bereits die Freisetzung von Methan beobachten und messen.

Albedo-Effekt erwärmt das Wasser
Albedo klingt lustig, ist es aber nicht. Eis reflektiert bis zu 90% der Sonnenstrahlung und bleibt dadurch kalt. Wasser absorbiert bis zu 94 % der Strahlung und wärmt sich schnell auf. Das ist der zweite Grund, warum es so bedeutend ist, wenn eine Eisfläche in der Grösse der Arktis im Sommer verschwindet. Die zusätzliche Energie, die nun aufgenommen wird, ist riesig und heizt unser Klima weiter auf. Laut Wadhams mit einem Effekt, der in etwa der bisherigen menschlichen CO2 Emission entspricht, also noch einmal mind. ca. 1°C.

Lasst uns mal rechnen: 
1-2°C durch CO2, 1-2°C durch Albedo, 0.5-1°C durch Methan. Das macht also rund 3-4°C Erwärmung innerhalb dieses Jahrhunderts. Meine Prognose ist, dass wir diese Werte nicht erst in der 2. Hälfte des Jahrhunderts erreichen, sondern schon früher. Denn es sieht ja auch nicht so aus, als ob wir es schaffen weniger CO2 zu emittieren oder als ob die Arktis eher langsamer schmelzen würde.

Was bedeutet das für uns Menschen:
1. Der Klimawandel ist schon da und ist auch nicht mehr aufzuhalten, zumindest nicht durch langsame CO2 Reduktion. Wir haben bereits jetzt so viel CO2 erzeugt, dass die Erwärmung erst mal weiter geht und gewissen Kipppunkte überschritten werden.

2. Eine Erwärmung von unter 2 °C innerhalb dieses Jahrhunderts ist praktisch nicht mehr machbar, wahrscheinlicher sind 4°C und mehr.

3. Eine so starkte Erwärmung hat katastrophale Auswirkungen unter anderem auf folgendes:

- Meeresspiegel
- Wasserhaushalt
- Ernährung (Lebensmittelproduktion)
- Tiere
- Meeresbewohner
- Wetter ( Stürme, Trockenheit, Überschwemmungen usw.)

4. Wir müssen uns darauf einrichten, dass sich die Welt um uns stark verändern wird und das vermutlich schon viel schneller als erwartet, siehe auch die aktuellen Wetterextreme in den USA und unsere milden Temperaturen im Moment.

Hier nur ein winziges Beispiel der Folgen einer solchen Temperaturveränderung:
Um Weihnachten herum sind die Wildbienen in unseren Bienenhotels geschlüpft und sind total verwirrt bei frühlingshaften Temperaturen herumgeflogen. Aber leider gab es noch keine Blumen und die Temperaturen sind wieder gefallen. So haben wir Tage später viele tote Bienen um unser Haus herum gefunden. Diese Bienen fehlen später bei der Bestäubung der frühen Blumensorten.


Gibt es überhaupt noch Hoffnung?
Wadhams zumindest propagiert Geo-Engineering, z.B. das künstliche Erzeugen von weissen Wolken über den Meeren, z.B. durch selbstgesteuerte Schiffe, die Wasserdampf versprühen.

Ich zweifle, dass wir ein Klimasystem in der Grösse der Erde durch Technik steuern können. Es wäre so viel einfacher gewesen unsere Energieversorgung langsam umzustellen, wenn wir vor ca. 20 Jahren angefangen haben. Das haben wir bisher nicht auf die Reihe gekriegt und es sieht auch weiterhin nicht danach aus. Aber vielleicht sind wir in einigen Jahren so verzweifelt, dass es dennoch mit technischen Lösungen versucht wird.

Ich persönlich fange langsam an mich umzuschauen, wo es auf der Erde die besten Aussichten für stabile Verhältnisse, sichere Nahrung und grossen Abstand zu hungrigen, kriegslustigen Völkern gibt. Leider haben viele Menschen auf der Welt nicht die Chance ihre Gebiete zu verlassen und werden dem Klimawandel zum Opfer fallen.

Aktuelle Berichte leider nur auf Englisch:
http://www.theguardian.com/environment/earth-insight/2013/jul/24/arctic-ice-free-methane-economy-catastrophe

http://www.youtube.com/watch?v=6Cdux2zJcMI

Lichtblick in eigener Sache
Am 29.1.2014 gehen wir nach über 2 Jahren Vorarbeit mit unserem Online-Stromvergleich live. Bis dahin werdet ihr eher weniger von mir hören, da es noch einiges zu tun gibt. Ich werde euch sicher zum GoLive informieren und hoffe, dass ihr dann mal auf der Webseite vorbei schaut.

Liebe Grüsse und bis bald
Christina

PS: Die Webseite Utopia.de nimmt das Thema gerade auch auf: http://www.utopia.de/