Mittwoch, 31. Dezember 2014

Wenn die Oma anfängt zu protestieren

Aktuell
Das Buch von Naomi Klein geht genauso spannend weiter wie es angefangen hat und auf jeder Seite bringt sie Wichtiges auf einen PUNKT. Genau passend zum Jahresausklang und hilfreich um im neuen Jahr richtig durchzustarten. Das Buch lohnt sich auf jeden Fall, aber es ist recht lang und auf Englisch. Wer weniger Zeit hat: Es gibt auch inspirierende Videos von Naomi. Am Ende werde ich dann noch, wie versprochen etwas zu unseren neuen Aktivitäten verraten.


https://www.youtube.com/results?search_query=naomi+klein&spfreload=1
(viele aktuelle Interviews und Talks in verschiedenen Längen von wenigen Minuten bis zu Stunden)

Aus dem Buch: This Changes Everything
Die Ausbeutung der Erde geht in ein neues Kapitel. Mit jeder eröffneten Mine, mit jeder neu geplanten Bohrung werden potentiell mehr fossile Brennstoffe aus dem Boden geholt, als wir jemals verbrauchen können, wenn wir die Erderwärmung unter einem gefährlichen Limit halten wollen. Die grossen Umweltorganisationen tun leider oft zu wenig, um diese Entwicklung zu stoppen. Zu sehr sind sie mittlerweile Mainstream mit ihren Forderungen und zu abhängig von den Geldern der grossen Firmen und der gemässigten Massen. Die Lösung muss also von anderer Seite kommen und zwar schnell. Aber solche Lösungen sind in Sicht, da die zunehmende Ausbeutung und das Kippen unserer Ökosysteme immer mehr Menschen tangiert.

"You know your governement has failed, when your grandma starts to riot"
(Du weiss, dass die Regierung versagt hat, wenn deine Oma einen Aufstand anfängt)

Durch die immer weiter zunehmende Bevölkerung, gleichzeitig abnehmende Qualität der Rohstoffquellen und neue Technologien werden immer neue Orte "entdeckt" die potentiell ausgebeutet werden können, zu immer höheren Kosten. Aber dadurch, dass in vielen dieser Regionen die lokale Politik und Bevölkerung noch nicht durch "Spenden", Bestechung oder Arbeitsplätze willfähig gemacht ist und die Anwohner noch wissen, was es heisst in einer intakten Umgebung zu wohnen, regen sich heute schneller Proteste und diese können aus einem breiten Fundus von weltweiten Informationen schöpfen. Unterstützt von Organisationen, wie AVAAZ,  SumOfUs, Greenpeace und vielen mehr, teilweise gemeinsam mit freiwilligen Juristen kämpfen die Gruppen auf allen Ebenen. Aber oft treffen sie auf knallharte Reaktionen der Regierungen, werden teilweise einfach eingesperrt und im schlechtesten Fall sogar umgebracht. Das führt vielerorts nach friedlichen Protesten zunehmend zu bewaffnetem Widerstand.

Unten ein paar Bilder und Links die zeigen, dass sich in vielen Regionen die Zusammensetzung der Prosteste langsam ändert (Im Buch gibt es ganz viele Beispiele).  Es sind nicht mehr nur grüne Fundis und alternative Ökos, die dagegen protestieren, dass ihre Heimat der Ausbeutung von Rohstoffen weichen muss, meist Hand in Hand mit Verschmutzung und Verbrauch von lokalem Trinkwasser, der Luft oder der Zerstörung von lokalen Ökosystemen und Landwirtschaft. Nein - die lokale Bevölkerung wehrt sich durchs Band, von der Grossmutter, bis zum Kleinkind, vom Unternehmer, bis zum Angestellten. Denn es geht um die Heimat und die Verteidigung des Rechts auf ein unversehrtes Leben in einer intakten Umwelt.

Was würdest du tun, wenn plötzlich in deiner Gemeinde durch Fracking neue Bodenschätze zugänglich würden, eine Abfüllanlage für Softdrinks das Wasser abzapft, eine neue Kohlemine die Verlegung von Häusern nötig macht, die Luft durch Abgase verschmutzt wird und tausende von LKW die dreckige Last an deinem Haus vorbei fahren. Genau - die erste Reaktion ist doch, das kann nicht sein, dass darf unsere Regierung nicht zulassen. Man muss doch etwas dagegen unternehmen. Leider passiert genau DAS in vielen Regionen der Welt und die Regierungen lassen zu, dass die Rechte der lokalen Bevölkerung missachtet werden und globale Konzerne diese quasi enteignen und sich das Land aneignen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Gruppen dabei nicht nur für ihr lokales Wohlergehen kämpfen sondern gleichzeitig auch für weltweite Menschenrechte und für Klimaschutz. Denn häufig geht die Ausbeutung Hand in Hand mit hohem Energieverbrauch, Abholzung und der Förderung von vielen Tonnen von klimaschädlichen Brennstoffen oder anderen Giften. Wenn diese in die Atmosphäre gelangen, dann geht uns das alle an. Wenn wir also das Glück haben, dass im Moment die Umweltzerstörung noch nicht bei uns angelangt ist, dann sollten wir bedenken, dass das unter Umständen nicht mehr lange so bleiben wird. Lasst uns das Sprichwort: "Nicht hinter meiner Haustür" (Not in my Backyard) ersetzen durch: "Weder hier noch irgendwo".

Naomi beschreibt in Ihrem Buch viele Orte des Widerstands, in Griechenland, Afrika und natürlich Kanada (ihrem Heimatland) und macht dabei Mut sich einzusetzen. JEDER Mensch kann einen Beitrag liefern und es ist wichtig lokale Fortschritte und Unabhängigkeiten anzustreben, auch wenn global nichts vorwärts zu gehen scheint. In Kanada, z.B. wird durch erbitterten Widerstand die Ausbeutung der Teeröle erschwert, eine der klimaschädlichsten und giftigsten Art Öl zu gewinnen. Auch in den USA gibt es starken Widerstand gegen die Pipeline durch das Land und dieser vereint dabei konservative Bauern, mit Indigenen und normale Bürger jeden Alters, die durch diese Aktionen mit Gleichgesinnten weltweit verbunden sind und plötzlich verstehen, was es heisst für Gesundheit und Ökologie zu kämpfen.

Ich wünsche mir von euch: Schliesst die Augen und stellt euch vor, was es bedeutet, wenn plötzlich in Velbert, Frankfurt, Köln, Zürich, Basel usw. Erdöl entdeckt wird, das nur durch Fracking gewonnen werden kann. Was es bedeutet, wenn ihr an einer Küste/Fluss wohnt und Überschwemmungen immer regelmässiger kommen, Wenn es Stürme gibt, die euch regelmässig das Dach abdecken. Wenn der Hang hinter eurem Haus sich potentiell in eine Schlammlawine verwandelt. Wenn es jedes Jahr heisser und trockener wird und die Ernte verdörrt. Wenn plötzlich ein Teil eurer Familie das Haus verliert und bei euch auf der Schwelle steht und um Aufnahme bittet.

Was würdet ihr tun ? Wollen wir wirklich warten, bis es soweit ist ?

Weitere Lektüre zum Thema:
https://www.woz.ch/1443/naomi-klein/auf-nach-blockadia-gegen-den-raubbau
http://www.huffingtonpost.com/alec-johnson/keystone-xl-blockade_b_6134732.html

Lichtblick
Wir haben mit ein paar Leuten einen Verein gegründet: fossil-free.ch, der im nächsten Jahr richtig abheben wird. Wir konnten schon mehrere tausend Franken Spenden  und 500 Kontakte sammeln. Damit wollen wir die weltweite Bewegung "Divest from fossil fuels" auch in die Schweiz holen. Unsere ersten Ziele werden Skigebiete, kirchliche Institutionen und Hochschulen sein. Diese sollen Ihre Anlagestrategie überdenken und sehen, dass es riskant ist, Geld in Firmen anzulegen, die mit der Ausbeutung von Rohstoffen Geld machen. Denn wenn es zu den nötigen Korrekturen zur Verhinderung des Klimawandels kommt, dann werden diese Firmen massiv an Wert verlieren, da die Aktienbewertung die zukünftige Fördermenge und die Reserven im Boden schon berücksichtigt. Diese Reserven dürfen aber nicht mehr gefördert werden, wenn wir unter 2 Grad Erwärmung bleiben wollen. Ausserdem sind diese Investitionen Angesichts des Klimawandels unethisch und bedrohen zum Teil direkt das eigene Geschäft (Skigebiete). Ihr könnt euch gerne in den Newsletter eintragen und ab ca. Mitte Januar auch Mitglied werden. 

Oliver und ich werden ausserdem eine neue Firma gründen (carbon-delta.com, noch nicht online), die sich mit dem Zusammentragen von Finanz- und Klimadaten beschäftigt. Oliver wird ab März rund 60% seiner Zeit mit dem Aufbau von carbon-delta verbringen. Mehr dazu im nächsten Jahr.

Der Klimawandel geht voran und beschleunigt sich. Gerne hätten wir mit dem Aktivismus gewartet, bis wir mehr Zeit haben, die Kinder grösser sind und und und .... . Eben alle die Dinge, die einen davon abhalten wichtige Dinge zuerst zu tun. Aber leider haben wir keine Zeit zu warten, der richtige Zeitpunkt ist JETZT.

Liebe Grüsse und ein aktives 2015
Christina

PS: 2014 ist das wärmste, jemals gemessene Jahr - weltweit - in Deutschland - in der Schweiz.
Mehr dazu im nächsten Blog.





Donnerstag, 18. Dezember 2014

Nix oder doch NIX oder fast nix

Ich und mein schönstes Geschenk
Alle Jahre wieder
Die Klimakonferenz geht mit schwachen Ergebnissen zu Ende (*hier lesen) und dann steht schon Weihnachten vor der Tür. Und ich stelle mir jedes Jahr die gleiche Frage: Wie kommt man nachhaltig durch die Weihnachtszeit? Mit Kindern wird das Thema noch schwieriger, vor allem wenn sie in dem Alter sind, in dem sie schon selbstständig durch Online-Shops surfen und ihre digitale Wunschliste per Knopfdruck an die gesamte Verwandtschaft versenden können. So hilft auch völlige Shopping-Abstinenz nichts. Ihr seht also, selbst für Nachhaltigkeits-Experten bleibt Weihnachten eine echte Herausforderung.

Neulich Abends im Wohnzimmer
Kinder surfend im Online-Shop.
Mama: "Schaut doch mal ob es nicht auch coole Geschenke auf der Seite faircustomer.ch oder rrrevolve.ch gibt." (beides Sites für nachhaltiges Schoppen)
Kinder: "Wääh, das kann man doch niemandem schenken, ist ja viel zu teuer und total uncool, wer will schon Holzspielzeug."
Mama: "Mmh, tja könnt ihr nicht irgendwas selber basteln."
Kinder: " Das geht ja gar nicht, so was kann man nicht verschenken."
Mama: "Naja, vielleicht Gutscheine für irgendwelche Aktionen, z.B. Helfen."
Kinder: "Wir wollen was kaufen."
Mama: "Na dann schaut wenigstens auf ricardo (ebay für die Schweiz), ob es dort was gibt."
Kinder: "Man kann doch nichts Gebrauchtes verschenken."

Mama denkt: "Wenn doch Weihnachten schon vorbei wäre" ;)


Also hier, trotz allem, meine Tipps für coole und nachhaltige Weihnachten:
  • Ebay, Ricardo und SecondHand sind für mich immer noch Top und die Kinder müssen ja nicht unbedingt wissen, wo ihre Geschenke herkommen.
  • Geschenkekiste einrichten, wo man Sachen sammelt, die man selber bekommen oder gekauft und nie gebraucht hat. Da findet man meist etwas passendes.
  • Gutscheine für Kino, gemeinsames Essen, Massagen usw. verschenken
  • einige coole Produkte habe ich beim surfen natürlich schon entdeckt, z.B. rrrevolve.ch/products/reelight-city-velolicht-ohne-batterie/
  • Einfach mal ein kleines NIX verschenken, die Vorteile liegen doch auf der Hand: nimmt keinen Platz weg, verstaubt nicht, veraltet nicht, geht nicht kaputt, ....
  • Spielen, abhängen, schlafen schont die Nerven, das Portemonnaie u
    nd die Umwelt.
  • gemeinsam feiern spart Bäume, Licht und macht erst noch mehr Spass.
Und dann noch der ultimative und ganz uneigennützige Tipp ;)
Solarstrom verschenken z.B. für das Backen und Kochen im Jahr 2015: Diesen kann man ganz einfach auf meiner Webseite kaufen : mynewenergy.ch/de/aktuell/mynewenergy-aktuell/2014/12/9/fairpower-weihnachtsaktion/  und man bekommt einen tollen Gutschein für unter den Weihnachtsbaum.


Aber neben dem Problem des Verschenkens, bleibt ja auch immer das Problem des beschenkt werdens. Hier wäre meine Weihnachtswunschliste an das Christkind:
  • Preise, die die wirklichen Produktionskosten, einschliesslich Umwelt- und Klimabelastung wiederspiegeln.
  • Alle Produkte werden fair hergestellt, so dass auch Produzenten einen fairen Lohn und sicherer Arbeitsbedingungen haben.
  • Alle Produkte sind lang haltbar und reparierbar und kommen nicht aus der Mode.
  • Klar - wenn ich schon mal dabei bin, dann wünsch ich mir auch noch den Weltfrieden und dass dieser Klimawandel endlich weggeht. 
  • Und damit ich nicht ganz leer ausgehe ;) eine schöne Massage und viele selbstgemachte Kekse.

Für die nachhaltige Unterhaltung in den nächsten Tagen
Nebenrolle-Natur zeigt am Sonntag 21.12. um 14, 17 und 20 Uhr:
Cowspiracy, ein spannender Film zum Thema Fleischkonsum - also gerade passend zu Weihnachten.
http://nebenrolle-natur.ch/film-cowspiracy-sonntag-den-21-dezember-2014-details-folgen/
Ich werde vermutlich am Abend dabei sein.

Weitere Events von Nebenrolle-Natur im nächsten Jahr: http://nebenrolle-natur.ch/events/

in dem Sinne
bis ins neue Jahr und schöne, erholsame Tage
Christina

PS: Naja vielleicht melde ich mich doch noch im alten Jahr, denn bei uns tut sich einiges, z.B. haben Olli, ich und ein paar andere einen neuen Verein gegründet und dann gäbe es da noch viele Tipps für gute Vorsätze fürs neue Jahr.