Samstag, 16. April 2011

Tritt ein, Tritt nicht ein, Tritt ein ...

Persönlich
Wir fliegen Montag für 3 Wochen zur einer Hochzeit nach Marokko. Ihr habt richtig gehört, ja fliegen. Wir habe uns mit der Entscheidung nicht leichtgetan, aber für das Fliegen gibt es leider noch keinen Ersatz. Natürlich machen wir es uns nicht ganz so leicht, sondern haben als Kompensation ein Solarprojekt in Marokko gestartet und besuchen auch vor Ort einige Projekte zur Solarenergie. Wenn es möglich ist, werde ich in den nächsten 3 Wochen live aus Marokko berichten, natürlich auch mehr über unser Solarprojekt. Schöne Ferien und schöne Ostern schon mal.

Aktuell
In den Supermärkten stehen jetzt wieder frische Erdbeeren, zu unglaublich günstigen Preisen. Klar, es ist ja auch Haupterntezeit in Spanien. In den letzten Jahren hat sich Spanien zum Gemüse- und Fruchtlieferanten der EU entwickelt. Auf den ersten Blick klingt das super. Arbeitsplätze für die Region und Devisen für Spanien. Leider haben die günstigen Früchte und Gemüse aus dem Süden einen Haken. Die Anbauregionen in Spanien kämpfen mit massiven Wasserproblemen. Billigarbeiter aus Nordafrika arbeiten oft illegal und werden wie Sklaven ausgebeutet. Die Erdbeeren werden stark behandelt, mit verschiedenen Pestiziden, die dort den Boden und das restliche Wasser verschmutzen. Kompakte und gute Beschreibung siehe unter:
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/astuecke/119894/index.html

Es ist ganz schön schwer, den Kindern zu erklären, warum andere Familien schon jetzt frische Erdbeeren essen dürfen, wir aber bis zur Schweizer Erdbeerzeit warten. Denn leider helfen hier auch Bioprodukte nicht weiter.

Zum Wetter
Dieser Aprilstart war in Österreich und Teilen der Schweiz und Deutschland der Wärmste seit Beginn von Temperaturaufzeichnungen, also seit ca. 100 Jahren.

Risikoeintrittswahrscheinlichkeit
Im letzten Blog habe ich über Risiken gesprochen. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion ist aber auch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Risiken. Was für ein Wort. Wahrscheinlichkeiten sind ja immer sehr heikel, denn selbst wenn diese bei 1 : 10’000 liegt, kann es sein, dass das Ereignis morgen stattfindet. Und wenn gerade gestern ein GAU stattgefunden hat, dann heisst das noch lange nicht, dass morgen keiner ist. So wie es immer gleich wahrscheinlich ist, dass man eine 6 würfelt.

Restrisiko Kernkraft
In seinem Kalkar-Urteil vom 8. August 1978 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die Bevölkerung mit der Nutzung der Atomenergie ein „Restrisiko“ als sozialadäquate Last zu tragen habe. Das Gericht sprach von „hypothetischen Risiken, die nach dem Stand der Wissenschaft unbekannt, aber nicht auszuschließen“ seien.

Die staatliche Gesellschaft für Reaktorsicherheit hatte es allerdings 1988 kalkuliert. Bei 17 Reaktoren rechnete sie alle 1941 Jahre mit einem Super-GAU. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es eher alle 25 zu einem Super-GAU kommt. Ein gefährlicher Stoff, der dabei austreten kann, ist zum Beispiel Plutonium, dessen Halbwertszeit bei 24’000 Jahren liegt, d.h. erst nach dieser Zeit ist die Hälfte zerfallen.

Bericht unter: www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,qa66xglhpdhcuw7f~cm.asp

Beim Klimawandel dagegen ist es ganz einfach
Die Eintrittswahrscheinlichkeit, dass es wärmer wird ist 100% ! Es ist bereits wärmer geworden - fast 1 Grad. Und selbst wenn wir jetzt handeln, wird es weiter wärmer. Selbst die 2 Grad Grenze ist extrem schwierig zu halten, wenn wir nicht schnell handeln.

Welche Klimakatastrophen wie und wann eintreffen, kann zwar niemand genau sagen. Das sie aber kommen und zwar häufiger und heftiger als bisher, das ist sicher. Im schlimmsten Fall kann es laut renommierten Wissenschaftlern sogar zu einem unumkehrbaren Prozess kommen, der die Erde dauerhaft unbewohnbar macht. Das passiert natürlich nicht übermorgen. Aber der Gedanke, dass der Mensch es schaffen könnte, unserer wunderbare Erde mit all den faszinierenden Lebewesen dauerhaft zu zerstören, ist fast nicht auszuhalten.

Lichtblick
Am letzten Samstag hat das erste Filmfestival von “Filme für die Erde” stattgefunden. In 6 Städten haben trotz schönstem Wetter rund 1000 Leuten Filme gesehen, die die Peak Oil Problematik  und die Umweltzerstörung bei der Förderung von Ölsanden in Kanada gezeigt haben. Obwohl die Filme keine leichte Kost waren, war die Reaktion des Publikums positiv.

Aktiv in der Schweiz
Reserviert euch schon mal Sonntag den 22.5.2011. Dort findet der jährliche Grossanlass gegen Atomkraft statt - eine Wanderung im Kanton Aargau. Das Programm ist kindertauglich. Oliver, ich und die Kinder werden natürlich dabei sein und mit unseren Plakaten auf einen nötigen Ausstieg sowohl der Kernkraft, als auch der Kohlekraft aufmerksam machen.  
www.menschenstrom.ch

Wipkingen lokal
Bis zum 30. April läuft noch eine Unterschriftenaktion gegen eine Verschmälerung der Trottoirs auf der Nordbrücke. Bitte druckt euch doch die Liste aus und sammelt ein paar Unterschriften.
http://www.gruenezuerich.ch/uploads/media/petition_nordbruecke_01.pdf

Liebe Grüsse
Christina

Freitag, 8. April 2011

Welches Risiko hätten’s denn gerne?

Aktuell
Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung “Globale Umweltveränderungen (WBGU)” sind überzeugt, dass das fossil-nukleare System durch ein effizient-erneuerbares System ersetzt werden muss. Am Donnerstag überreichten sie Umweltminister Norbert Röttgen und Forschungsministerin Annette Schavan ihr Hauptgutachten „Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. Der WBGU schlägt unter anderem die Verankerung des Klimaschutzzieles im Grundgesetz vor.
http://www.faz.net/s/Rub469C43057F8C437CACC2DE9ED41B7950/Doc~EC0716086EE26411AA902871B84DD100C~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Risiko nüchtern betrachtet
Aufgrund des Super-GAUs in Fukushima führe ich zur Zeit oft Diskussionen über erneuerbare Energien und die Frage, wie schnell und ob überhaupt ein vollständiger Umstieg möglich ist. Meist höre ich dabei folgende Argumente und Ängste:
“Wird dann der Strom nicht teurer werden? Ist die Stromversorgung sicher mit Erneuerbaren? Kann es zu Stromausfällen kommen? Wird dadurch die Wirtschaft belastet?”

Ich möchte daher die Risiken des Umstiegs auf Erneuerbare, mit denen vergleichen, die wir derzeit mit dem konventionellen Strommix eingehen. Stellt euch bitte mal bildlich vor, ihr müsst euch zwischen folgenden Risiken entscheiden, wenn ihr persönlich betroffen wärt.

Beim Umstieg auf Erneuerbare:
- Ich zahle etwas mehr Stromkosten.
- Ein Windrad wird durch den Sturm umgerissen, und erschlägt einige Leute.
- Einige Vögel kommen pro Jahr in Windrädern um.
- Wegen schlechtem Wetter und Windstille wird der Strom für einige Tage rationiert.
- Der Anblick von Windrädern ist nicht schön, einige Häuser verlieren an Wert.
- Unsere Wirtschaft verlangsamt sich, da die Produktion durch höhere Stromkosten teurer wird.

Verglichen mit

Weiter mit den Fossilen und Atomkraftwerken:
- Millionen Menschen müssen umgesiedelt werden, wegen Verstrahlungsgefahr, die betroffenen Gebiete sind für tausende von Jahren unbewohnbar, alle persönlichen Sachen sind verloren.
- Trinkwasserversorgung ganzer Landstriche muss wegen verseuchtem Grundwasser umgestellt werden.
- Wegen dem Klimawandel werden Millionen von Menschen in Küstenstädten obdachlos.
- Die Hälfte der Tierarten stirbt aus, Millionen Menschen sterben an Nahrungmittelknappheit durch Trockenheit und Überschwemmungen
- Durch die Übersäuerung der Meere kommt es zu einem gewaltigen Fischsterben, so dass die gesamte Fischerei zusammenbricht und Millionen an Hunger leiden.
- Die Krebsrate steigt enorm, wegen radioaktivem Jod und dem Russausstoss aus  Kohlekraftwerken.
- Die Kosten für Strom steigen, da die Rohstoffe knapper werden, und die gesellschaftlichen Kosten getragen werden müssen. Die grösste Kostensteigerung ist aber nicht auf dem Strompreis, sondern auf Steuern und Gesundheitskosten.
- Die Zahl der Klimaflüchtlinge steigt enorm, viele kommen bei der Flucht um, es gibt Kriege.
- Durch anhaltenden Streiks in den Kohleförderländern kommt es zum Abschalten von Kohlekraftwerken und der Strom muss zeitweise rationiert werden.
- Durch die höheren Stromkosten wird die Produktion teurer und die Wirtschaft stagniert.
- Kohlekraft und Atomkraft brauchen riesige Mengen Kühlwasser. Durch die steigenden Temperaturen im Sommer, werden die Flüsse immer wärmer, so dass viele Fische sterben. Im Sommer müssen die Anlagen teilweise heruntergefahren werden, damit die Flüsse nicht umkippen. Der Strom wird knapp....

Nicht vorstellbar
Ich weiss nicht genau, wie ihr es seht, aber für mich ist die Dimension der Risiken so unterschiedlich, dass der Vergleich lächerlich erscheint. Klar, die Liste lässt sich auf beiden Seiten beliebig verlängern, aber der Unterschied bleibt.

Nur zur Erinnerung: Die schrecklichen Risiken, die ich da aufzähle sind real - also nicht aus einem Horrorfilm entliehen, Beispiele gibt es genug z.B. in Japan der angeblich nur alle 10’000 Jahre vorkommenden Super-GAU oder in Pakistan, Australien und Thailand die Überschwemmungen, in Russland und in den USA die Dürren.

Wie ist das möglich?
Wie kann es passieren, dass es überhaupt eine Diskussion gibt, dass überhaupt diese Risiken eingegangen werden. Wissenschaftlich belegt ist, dass es den Menschen leichter fällt, vor überschaubaren, vorstellbaren Risiken Angst zu haben. Die grossen Risiken blendet man lieber aus.

Ein weiterer Grund ist die offensichtlich erfolgreiche Lobbyarbeit und mediale Beeinflussung jedes einzelnen von uns, getrieben durch viel Geld. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich kenne nicht so wahnsinnig viele reiche Klimaforscher. Reiche Ölmultis, Energiekonzern-, Auto- und Bankmanager dagegen gibt es viele.

Lichtblick
Der Ingeneurs Matthias Popp hat in seiner Doktorarbeit untersucht, wie man Wind und Solarenergie speichern kann. Mit künstlich angelegten Seen (Ringwallspeichern), die auf unterschiedlichem Niveau liegen, könnte Deutschland sein Energie völlig autark erzeugen und speichern. Der Bauaufwand wäre vergleichbar mit heutigem Braunkohleabbau, der Flächenverbrauch mit eine Atomkraftwerk mit Speerzone. Denkbar wären auch Anlagen im Meer. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34475/5.html

Aktiv werden
Petitionen sind ein gutes Mittel um der Politik zu zeigen, was unsere Anliegen sind. Und es geht ganz leicht online. Neben der Gentechnik Petition gibt es auch noch welche zum Atomausstieg, die noch Unterschriften brauchen. Man kann also sehr schnell und leicht viele gute Petitionen unterstützen, wenn man sich einen Account beim Deutschen Bundestag anlegt.
http://www.vielfalterleben.info/nochmal-richtig-wirbel-machen/#more-2036

Liebe Grüsse
Christina

Freitag, 1. April 2011

Transition = Wandel

Aktuell : Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke abschalten
Über die ganze Atomdiskussion geht der Klimawandel fast ein bisschen vergessen, so dass ich mir erlaube wieder mal daran zu erinnern. Der März war in der Schweiz wärmer als der Durchschnitt (kann passieren). In Thailand gibt es schwere Überschwemmungen und Erdrutsche - Millionen Menschen sind betroffen - zu einer Jahreszeit, wo es sonst nicht regnet (ist sicher Zufall). Wer nicht an Zufälle glaubt, sollte mithelfen möglichst schnell aus Atom- und Kohlestrom auszusteigen. Klar ist das nicht einfach - sagen die traditionellen Unternehmen. Aber viele Deutsche haben reagiert und sind einfach selber ausgestiegen, http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/8275-rasant-wachsende-nachfrage-nach-oekostrom
während andere versuchen klammheimlich noch schnell ein Braunkohlekraftwerk in Betrieb zu nehmen: http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/8295-frankfurt-streit-um-braunkohle

Aktuell im Kanton Zürich gilt es die Volksinitiative für erneuerbare Energien zu unterstützen:
Unter: http://www.stromfuermorn.ch/ lassen sich alle Informationen und auch Unterschriftenbögen beziehen

Transition - Innerer und äusserer Wandel
Diese Woche habe ich einen Transition Kurs mitgemacht. Die “Auszeit” hat mir gut getan und es war sehr schön, zwei Tage mit Menschen zu verbringen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen und zum Teil schon tolle Projekte realisiert haben. Aber hier erst mal die Erklärung was Transition eigentlich bedeutet:

“Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, ist eine Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe, Peak- Oil, Klimawandel und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des "einfachen Lebens", der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstversorgung propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.”

Die Permakultur selber versucht Landwirschaft und Gartenbau so zu betreiben, dass nach biologischen Richtlinien mit den natürlichen Stoffkreisläufen gearbeitet wird.

Der Kurs hat mich sehr motiviert lokale Projekte zu starten (falls ich zuhause die Genehmigung für noch mehr Projekte bekomme) und möglichst bestehende Gruppierungen mit einzubeziehen. Solche lokalen Projekte können der Bau von gemeinsamen Solaranlagen, Vernetzung von Gärten in der Nachbarschaft, Vertragslandwirtschaft mit umliegenden Bauern, gemeinsame Hühner, Umweltbildung usw. sein. Dabei sollte der äussere auch mit einem inneren Wandel einhergehen, so dass man aufmerksamer durchs Leben geht und sich wieder mehr an den einfachen Dingen erfreut.

Allgemeine deutsche Seite, die Transition Projekte vernetzt: www.transition-initiativen.de/
An Svenja: Bielefeld ist auch eine Transition Town: www.ttbielefeld.de/

Lichtblick - Feuervogel
Habe im Kurs einen der Initiatoren von Feuervogel kennengelernt. Das ist ein Verein, der Kurse, Projekte, Lager für Kinder, Eltern, Familien und vieles mehr anbietet, um die Beziehung von Mensch zur Natur zu verbessern. Hier gibt es auch ganz viele tolle Ferienkurse und Lager. Und ich habe mir sagen lassen, dass es leichter ist einen Platz zu bekommen, als z.B. beim WWF, wo die Kurse sehr schnell ausgebucht sind. Schaut doch selber mal das tolle Programm an: http://www.feuervogel.ch/icc.asp?oid=7032&his=0


Liebe Grüsse
Christina