Montag, 16. Mai 2011

Energieprojekt in Marokko

Aktuell
So, nun sind wir wohlbehalten aus Marokko zurück und noch ganz erfüllt von den Eindrücken. Zum Bloggen bin ich leider nicht gekommen. Auf dem IPhone war es mir zu mühsam und die Internetcafes waren nicht einladend genug. Aber nach der langen Pause bin ich nun topmotiviert für weitere Berichte.

Wir waren ab Marrakesch südlich unterwegs, zum Teil in sehr abgelegenen Gebieten (Route: Marrakesch, Essauira, Sidi Ifni, Gülmin, Tata, Taroudant). Eine Woche haben wir bei der Familie von Fadel, dem marokkanischen Mann meiner Freundin Theres verbracht. Dadurch haben wir das traditionelle Leben im ländlichen Marokko kennengelernt.

Eco Abaynou für erneuerbare Energien
Nachdem Theres erzählt hat, dass in Marokko ein grosses Hochzeitsfest für sie und Fadels Schwester stattfindet, war die Verlockung gross nach Marokko zu reisen. Aber was mit den vielen Tonnen CO2 der zahlreichen Hochzeitsgäste? Erst nachdem mir die Idee gekommen war, CO2 in ein örtliches Energieprojekt zu kompensieren, konnte ich mich richtig auf die Reise freuen. Fadel und Theres waren sofort begeistert von meinem Vorschlag und wir gründeten kurzerhand den Verein “Eco Abaynou für Erneuerbare Energien”. Abaynou ist eine kleine Oase im Süden von Marokko in der Nähe von Gülmin und Fadels Geburtsort. Wir wollten besonders die Nutzung der Sonnenenergie für Warmwasser und für das Kochen fördern.

Es gab dann plötzlich viel zu tun: Konto eröffnen, Statuten schreiben, Infos verschicken, Präsentation für Marokko zum Vorstellen des Projektes erstellen und auf Arabisch übersetzen. Stunden vor der Abreise, hatten wir vier dann schliesslich alles geschafft und sogar noch Kontakte zu einem anderen Marokkanischem Projekt hergestellt. Dieses Projekt - Solarkochernutzung zum Schutz der Wälder - haben Olli und ich dann in der ersten Woche besucht.

Solarkochen in Smimou
Vor dem Urlaub hatten wir uns Solarkocher von Greenpeace ausgeliehen und ein paar Gerichte getestet, so dass wir mitreden konnten. 4 Tage nach unserer Einreise kamen wir also in Smimou, einem ganz kleinen Ort in der Nähe der Küste an, wo das Solarkocher-Projekt, unterstützt von einer Stiftung des Königs, in einer lokalen Schule betrieben wird. Einen halben Tag verbrachten wir mit Mr Lahoussaine Ait Zaouit, der uns die Solarkocher vorführte, den Biogarten und die Ausstellung zeigte. Er war sichtlich stolz auf das Erreichte. Eine riesige Herausforderung in Marokko ist die grosse Analphabetenrate unter den Frauen (fast 60%), die sehr traditionelle Lebensweise, wo Neues nur langsam angenommen wird, Wasser und die  Müllentsorgung. Da in den ländlichen Regionen erst seit einigen Jahren vermehrt Plastik und anderer Müll erzeugt wird, fehlt eine offizielle Müllentsorgung und jeder entsorgt seinen Müll direkt hinter der Haustür oder verbrennt ihn im nächsten Graben. Diese Probleme waren uns in der Schweiz zum Teil nicht so bewusst gewesen. Wir haben uns sehr angeregt ausgetauscht und beschlossen, dass unsere Projekte in Kontakt bleiben werden. Der Solarkochertyp der vor Ort verwendet wurde, war uns bis dahin nicht bekannt und erschien uns sehr einfach und gut. Wir hatten eigentlich erhofft vor Ort einen Solarkocher kaufen oder bauen zu können, aber das war leider nicht möglich. Und auch die Materialien für diesen Typ liessen sich nicht in Marokko beziehen. Wir waren aber fest entschlossen auch mit lokalen Materialien in Abaynou einen Solarkocher zu bauen.

Abaynou
Sehr inspiriert ging es dann also weiter ans Ziel, wo wir via Fadels Eltern und Verwandtschaft die Dorfbevölkerung zu unserem Vortrag über den neuen Verein eingeladen hatten. Bereits einen Tag nach der Ankunft, sollte am Mittwoch morgen für die Männer und am Nachmittag für die Frauen eine Veranstaltung stattfinden.

Am Morgen war dann aber plötzlich eine Versammlung der Dorfältesten und Bürgermeister vorgesehen, wo über die Nutzung der Thermalquelle im Ort diskutiert wurde. Fadel lud uns kurzerhand zu dieser Veranstaltung ein, wo wir unseren Verein vorstellen konnten und unsere Hilfe beim Wasserprojekt anbieten konnten. Ein grosses Problem vor Ort war nämlich auch, dass die Nutzung des Thermalquelle einfach für 20 Jahre an eine Person vermietet worden war, und die Dorfbewohner mit diesem Pächter nicht zufrieden waren. So gärte schon seit längerer Zeit ein Streit im Ort, wieviel Wasser zu welcher Zeit aus dem Thermalbecken abgelassen wird und mit welchem Mittels das Becken gereinigt wird. Ausserdem hatte der neue Pächter den Frauen verboten sich im Thermalbecken zu waschen, aber auch keine Alternative bereitgestellt. Wir wurden also gleich mit der Realität unseres Projektes konfrontiert, dass vor Ort alles viel komplizierter ist und die Leute andere Probleme haben.

Am Nachmittag konnte dann schliesslich unsere Vereinsvorstellung für ca 20 Männer und 30 Frauen getrennt je 2 Stunden stattfinden. Über die Resonanz und das Interesse haben wir uns sehr gefreut, obwohl wir über die lokalen Probleme, z.B. Wassernutzung, Aufteilung, Reinigung, Schulung der Frauen, Müllentsorgung nur am Rande gesprochen haben.  Unsere Botschaft war hauptsächlich, dass sie sich selber organisieren sollen und wir sie bei Ihren Ideen und Projekten finanziell und ideell unterstützen wollen.

Wie es dann weiterging mit dem Urlaub, dem Projekt und dem Solarkocher erfahrt ihr das nächste Mal.

Bilder von Solaröfen: http://de.wikipedia.org/wiki/Solarkochkiste#Solarkochkiste

Lichtblick
Mit einem aktuellen Urteil hat der Europäische Gerichtshof in Luxemburg die
Klagerechte von Umweltverbänden gegen industrielle Großvorhaben wie
Kohlekraftwerke gestärkt. http://www.bund-nrw.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/europaeischer-gerichtshof-staerkt-klagerechte-von-umweltverbaenden/?tx_ttnews[backPid]=3371&cHash=3fda173fb3

Aktiv werden in der Schweiz
Termin vormerken: Nächsten Sonntag 10 km Wanderung gegen Atomkraft. Wir sind dabei.
http://www.menschenstrom.ch/dp/

Liebe Grüsse
Christina

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