Dienstag, 29. April 2014

Wachstum oder nicht Wachstum, das ist keine Frage

AKTUELL - Sklaven des Wachstums

Das neue Buch von Dr. Reiner Klingholz, der Leiter des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, ist spannend und teilweise sehr überraschend - ich kann die Lektüre jedem empfehlen. Für diejenigen, die wenig Zeit oder Lust zum Lesen haben, hier einige spannenden Auszüge aus dem Buch und ein Link zu einem sehr guten Artikel in der Zeit, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst.

Neben spannenden Analysen zu den bekannten Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Finanzkrise schreibt Klingholz zu seinem Kernthema - der Bevölkerungsentwicklung - und offenbart einige für mich neue Thesen und Entwicklungen:

1. Jippi - wir werden weniger
Die Bevölkerungsentwicklung lässt sich relativ gut vorraussagen, da es selten überraschende Sprünge gibt (selbst Kriege und Epidemien haben die Gesamtentwicklung selten stark beeinflusst). Im letzten Jahrhundert hat das exponentielle Wachstum dominiert und damit auch viele der heutigen Probleme erzeugt. Aber, obwohl wir noch im steilen Ast der Exponentialgleichung sind, ist die Abflachung und auch der Abstieg schon vorprogrammiert und vorraussehbar. Man sieht, dass in der zweiten Grafik das Wachstum schon deutlich gefallen ist. Schon ab 2050 ist abzusehen, dass die Weltbevölkerung nicht mehr wächst. Klingholz prognostiziert bis ins Jahr 2300 eine Bevölkerung die deutlich unter unseren heutigen Zahlen liegt (tiefes - mittleres Szenario in der 3. Grafik)

File:World-pop-hist-de-2.png



Die Vereinten Nationen haben vier Szenarien der globalen Bevölkerungsentwicklung berechnet, denen jeweils andere Fruchtbarkeitsraten zugrunde liegen. Wahrscheinlich ist, dass sich die Zahl der Menschen zwischen den beiden unteren Werten einpendelt – zwischen 2,3 und 9 Milliarden.

2. Der Abstieg könnte aprupt werden
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits jetzt in Ländern, wo die Geburtenrate unter 2.1. also dem Ersatzniveau ist. In der anderen Hälfte ist die Geburtenrate in den letzten Jahrzehnten stark gefallen. Man geht davon aus, dass sie aufgrund der folgenden Faktoren weiter und schneller fallen wird:

  • Mehr Menschen leben in Städten und dort ist die Kinderzahl pro Familie meist tiefer.
  • Mehr Frauen haben Zugang zur Bildung und bekommen weniger Kinder.
  • Durch abnehmende Kindersterblichkeit sinkt der Druck viele Kinder zu bekommen.
  • Durch Bildung, Wohlstand und Freiheiten beginnen die Menschen ihre Familie zu planen.

D.h. dass es nach dem schnellen Anstieg auch einen ebensolchen Abstieg geben könnte. Dieser erfolgt verschoben, da gleichzeitig auch die Lebenszeit ansteigt und damit für einige Jahrzehnte sehr viel mehr Menschen gleichzeitig auf der Erde leben. Aber sobald die geburtenstarken Jahrgänge sterben, geht es rasant nach unten.

3. Wirtschaftswachsstum - Fehlanzeige
Eine Folge dieser Entwicklungen ist, dass neben dem Bevölkerungswachstum auch das wirtschaftliche Wachstum langsamer wird und schlussendlich sinkt. Das zeichnet sich in den entwickelten Ländern schon heute ab und macht ja auch total Sinn, denn irgendwann sind die Wohnungen und Schränke voll und man konsumiert nicht mehr so viel wie in jungen Jahren. Und wenn weniger Menschen da sind, dann wird auch weniger gekauft - so endet das Wachsstum ganz ohne unser Zutun.

4. Der Weg ist steinig
Leider kommt der Rückgang für unseren geplagten Planeten etwas spät, weswegen wir vermutlich noch durch einige Krisen und Probleme schlittern werden, bis dann die Schrumpfung für ein einigermassen angenehmes und nachhaltiges Leben auf der Erde sorgen wird.

5. Die Hoffnung stirbt zuletzt
Hoffen wir nur, dass bis dahin nicht einige Kippschalter des Planeten irreversible umgelegt sind, so dass es wirklich ungemütlich wird auf der Erde, selbst wenn wir nur noch ein paar Nasen sind.

Guter Artikel: http://www.zeit.de/2014/07/szenario-schrumpfende-weltbevoelkerung
zum Buch: http://www.amazon.de/Sklaven-Wachstums-Geschichte-einer-Befreiung/dp/product-description/3593397986/ref=dp_proddesc_0?ie=UTF8&n=299956&s=books

Ergreifend und sehenswert
am Donnerstag den 8.5. zeigen wir in der roten Fabrik den Film "Revolution".
Der Film hat mich stark berührt und ist wirklich zu empfehlen. Ich würde mich freuen euch dort zu begrüssen.
Vermutlich werden Olli und ich dort sein.
weitere Infos: http://nebenrolle-natur.ch/
Trailer: http://www.therevolutionmovie.com/videos/

Liebe Grüsse
Christina


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen