Freitag, 20. Mai 2016

Glencore - Klima oder Kohle

Glencore Generalversammlung - Klima oder Kohle

Ich war als fossil-free Vertreterin dieses Jahr auf der Aktionärsversammlung von Glencore. Hier mein Bericht:

Fossil-free.ch machte an der diesjährigen Generalversammlung von Glencore auf die Gefahren des Klimawandels und Finanzrisiken durch Kohleabbau aufmerksam. Vor dem Eingang zeigte ein grosses Plakat den Aktionären die Gefahren des Kohleabaus auf. Glencore ist der grösste Exporteur von thermischer Kohle mit Beteiligungen an rund 30 Kohleminen. Unsere Botschaften an Glencore sind:

Klima oder Kohle - Clean coal is a dirty lie - Coal is over - Go fossil-free unsere klaren Botschaften. Obwohl eine Fotografin der Neuen Zuger Zeitung anwesend war, machte sie kein Foto, während der Reporter von SRF um ein kurzes Interview für Echo der Zeit bat.

Wir nahmen zu zweit an der Aktionärsversammlung teil, auf der wir durch den Erwerb weniger Aktion stimmberechtigt waren.

John Hayward, seit 2011 Praesident des Verwaltungsrates von Glencore und vorher verantwortlicher CEO bei BP fuer die Oelkatastrophe im Golf von Mexico (2010) leitete die Veranstaltung. Er wies vor allem auf die grosse Verantwortung von Glencore für Sicherheit, sowohl den Mitarbeitern, wie den lokalen Gemeinden gegenüber hin. In seiner Darstellung zeigte sich Glencore ganz anders, als es Berichte von Menschenrechtsorganisationen und lokale Gemeinden darstellen und es kann nur zu hoffen sein, dass sich die Firma wirklich in die aufgezeigte Richtung bewegt und Menschenrechte und soziale Verantwortung zukünftig anerkennt.

Die Strategie gegen den grossen Wertverlust durch die tiefen Rohstoffpreise war ein grosses Thema. Die Firma denkt aber, dass die Rohstoffe (und auch Kohle) in den nächsten Jahren wieder stärker nachgefragt werden. Dass sich im Rahmen von zunehmendem Klimawandel und strengeren CO2 Gesetzen eine sinkende Nachfrage nach Kohle ergeben wird, erwartet Glencore nicht. Sie denken nicht, dass ihre Firma zu den "Stranded Assets" (Wertlosen Aktien) gehören wird.

In der Fragerunde wurden sehr viele Fragen zum Thema Klimawandel, Reaktionen von Glencore auf die Beschlüsse von COP21 und die Anpassungfähigkeit der Firma an eine Welt mit Klimaerwärmung gestellt. Einige grosse Investoren (unter anderem die englische Kirche und Fondmanager der Koalition "Aiming for A") haben eine Resolution eingereicht, die ein besseres Reporting im Bereich Klimawandel und Nachhaltigkeit und Public Policy fordert. Diese Resolution wurde von 98% der Aktionären angenommen und setzt hoffentlich Glencore weiter unter Druck den Klimawandel ernst zu nehmen. Zumindest auf dem Papier tut Glencore das schon und begrüsst diese Resolution.

Gleichzeitig betonen die Verantwortlichen in persönlichen Gesprächen, dass es die Kohle im Energiemix noch sehr lange brauchen wird und das Glencore zumindest bis 2030 Kohle als wichtigen Teil des Energiemixes sieht. Vor allem Asien sei dringend auf diesen Rohstoff angewiesen, damit es das Wachstum befeuern kann. Glencore sieht sich nicht als Akteur in diesem Geschehen, sondern liefert nur, was gefragt ist. D.h. solange eine Nachfrage da ist, werden sie den Rohstoff weiter fördern und liefern. "Kohle ist billig und verfügbar und Glencore tut seinen Teil, indem es sich für saubere Kraftwerke und die Weiterentwicklung von CCS Carbon Capture and Storage einsetzt" Dagegen wird Wind und Sonne nicht zugetraut in absehbarer Zeit die Energie bereit stellen zu können. Mehr Forschung in die Reinigung und Verbesserung der Verbrennung von Fossilen wird gefordert, obwohl jahrelange Forschung noch keine greifbaren Ergebnisse geliefert haben und die Strom aus Kraftwerken mit CCS teurer ist als Wind- und Solarstrom.

Man zeigt sich aber offen, z.B. Tony Hayward im direkten Gespraech: "Wir sind mit allen im Gespraech, z. B. Frau Figueres (bis 2016 Klimageneralsekretaerin der UNO)."
Michael Fahrbach, Nachhaltigkeitsverantwortlicher: "Wir schauen uns das an, setzen auf CCS. Kohle wird aber, v.a. in Asien eine wachsende Bedeutung im Energiemix spielen."

Wir von fossil-free.ch haben aber immer wieder darauf hingewiesen, dass jeder hier auch eine persönliche Verantwortung hat, die Umstellung aktiv voran zu treiben und dass auch Glencore dazu beitragen kann, indem sie international CO2 Abgaben, strengere Gesetzgebung ... fordern, anstatt - wie bisher - dagegen zu lobbiieren.

Auf die Frage, ob es im Gespräch sei, die Kohlesparte abzuspalten, damit man z.B. von den Listen der zum Divestmente empfohlenen Firmen runter kommt, wurde gesagt, dass das im Moment keine Option ist.

Man darf gespannt sein, wie sich der Wert dieser Firma in einer wärmer werdenden Welt entwickelt. Ich denke, das Risiko für einen weiteren Aktieneinbruch und die Gefahr von Strandes Assests sind nicht zu vernachlässigen.

Wir denken jedenfalls, dass die Anwesenheit von fossil-free.ch an der Versammlung den Verantwortlichen gezeigt hat, dass sowohl Klimawandel, wie auch Divestment Themen sind, die sie in den nächsten Jahren immer stärker beschäftigen werden.

Liebe Grüsse
Christina

Samstag, 14. Mai 2016

Ende Gelände Anti-Kohle Proteste erfolgreich!

Aktuell

Sie haben es geschafft: Fast 2000 Aktivisten besetzen am Wochenende die Braunkohlemine und stoppten somit den Abbau und Transport. Hier ein sehr schöner Kurzfilm der Aktion >>.

Ich hoffe, dass durch solche Aktionen immer mehr Leuten klar wird, dass wir deutlich schneller aus der Kohle ausssteigen müssen und können, als geplant. Anstatt künstlich unseren erfolgreichen Ausbau der erneurbaren Energien zu bremsen und weiter klimaschädliche Kohle zu verbrennen, sollten wir den Ausbau beschleunigen und Kohle schneller abstellen. Denn das schwierigste ist der Transformationsprozess. Wenn wir den erst mal hinter uns haben, dann produzieren wir ohne CO2 sauberen Strom erst noch günstiger als heute.

Ein guter Freund von mir ist bei den Protesten von einem Stein am Kopf getroffen worden, geworfen von Sicherheitskräften, ohne Vorwarnung und von hinten. Er musste sogar genäht werden, aber ist glücklicherweise wieder gesund. Einige Bekannte haben erzählt dass die lokale Bevölkerung und die Sicherheitskräfte zum Teil sehr gewaltbereit und agressiv waren. Ein anderer Teil dagegen war sehr unterstützen.

Bilder und Links auf Berichte in den Medien, direkt auf der Seite von Ende Gelände im Pressespiegel und bei Berichten.



Zeit
http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-05/brandenburg-braunkohle-tagebau-gegner-besetzung

Die TAZ berichtet in mehreren Artikeln:
http://www.taz.de/Protestaktion-%E2%80%9EEnde-Gelaende%E2%80%9C/!5305429/
http://www.taz.de/Protestaktion-%E2%80%9EEnde-Gelaende%E2%80%9C/!5305335/
sehr interessant: http://www.taz.de/Energieexpertin-zu-Kohleausstieg/!5304830/

Klimaretter.info
http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/21227-mit-samba-in-die-kohlegrube

Berliner Zeitung
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/ende-gelaende-ueber-1500-braunkohlegegner-besetzen-tagebau-in-der-lausitz-24056996

Radio
http://www.rbb-online.de/wirtschaft/thema/braunkohle/beitraege/protestaktion-gegen-braunkohle.html

Spiegel online hat einen kleinen Film online gestellt:
http://www.spiegel.de/video/welzow-in-der-lausitz-kohlegegner-halten-tagebau-besetzt-video-1673759.html



Mittwoch, 11. Mai 2016

Leben und Sterben lassen - Ende Gelände

Aktuell
Heute bin ich auf eine "Gewissensfrage" im Magazin der Süddeutschen gestossen, die mich selber schon oft beschäftigt hat: "Ich bin oft bei meiner Schwägerin eingeladen und ärgere mich über deren Verschwendung, z.B. von Lebensmitteln, Strom oder Wasser.  Darf ich meine Gastgeber dazu kritisieren oder muss ich die Menschen so lassen wie sie sind."

Gespannt las ich weiter, wie Dr. Rainer Erlinger dem Leser antwortet, denn ich kannte die Gefühle des Fragenden nur zu gut. Diese Gedanken kommen mir sehr oft, z.B. beim Gespräch mit Nachbarn, die begeistert vom Wochenendtrip nach NewYork erzählen, bei der Einladung in der Familie, wenn es riesige Mengen an Fleisch und Fisch gibt, bei Freunden, die jeden noch so kleinen Weg mit dem Auto zurück legen. Wie oft hätte ich gerne etwas gesagt und habe es mir verkniffen und wie oft habe ich mich danach unwohl gefühlt.

Es ist nämlich wirklich unangenehm solche Themen anzusprechen und niemand wird gerne dazu angesprochen. Wenn man es tatsächlich einmal wagt, dann stellt der andere sofort in den Verteidigungsmodus um. Sprüche wie: "Das habe ich mir verdient" oder "Es macht eh keinen Unterschied" oder "Ich brauche das einfach" oder "Mir schmeckt es halt", habe ich schon hundertfach gehört. Zusätzlich denken viele Leute, dass diese Entscheidungen Privatsache sind und man sich also dort nicht einmischen sollte.

Dr. Erlinger bringt es in seiner Antwort auf den Punkt: Es ist keine Privatsache! Heutzutage bedeutet der Spruch "Leben und Leben lassen" für viele Menschen "Leben und Sterben lassen". Denn durch unser verschwenderisches Handeln verbrauchen wir Ressourcen, die woanders fehlen, halten uns globale Sklaven, beuten Menschen über die Distanz aus und verschlimmern den Klimawandel, mit tödlichen Folgen für Millionen von Menschen.

Wenn man sieht, wie jemand einem anderem direkt Schaden zufügt, dann ist man sogar gesetzlich verpflichtet einzugreifen und Hilfe zu leisten. Da der Schaden durch unsere Lebensweise, Essen und Mobilität aber über Entfernung wirkt und nicht so einfach einem Einzelnen zugewiesen werden kann, verdrängen wir die Auswirkungen und reden uns ein, dass wir nichts machen können.

Deshalb ist auch das Einmischen so schwierig und gesellschaftlich wenig akzeptiert. Auch hier hat Dr. Erlinger einen guten Tipp: Kritik nicht direkt, sondern mit ich-Bezug und Humor anbringen. Ob das etwas bringt, darf zwar bezweifelt werden, aber immerhin hat man mit der Kolumne eine gute Grundlage die eigenen Bedenken einmal anzusprechen und eventuell eine Diskussion  zu beginnen - Mindestens.

Eine grosse Schwierigkeit sehe ich darin, dass die Umwelt- und sozialen Auswirkungen unserer heutigen Lebensweise, so umfassende Änderungen brauchen, dass es uns überfordert und wir auf Durchzug schalten.

Sehr gut drückt es auch der lustige Comedy Beitrag von Hagen Rether aus:

Break Free – Befreien wir uns
Der Klimawandel ist real und immer offensichtlicher. Gerade wurde offiziell der Untergang der ersten Inseln im Pazifik bestätigt. Es gibt riesige Feuer in Canada angefacht durch grosse Trockenheit ausgerechnet im Ölsandabbaugebiet des grösste Klimaschädlings. Wenn es nicht so schlimm wäre, dann könnte man über diese Ironie des Schicksals fast lachen. Wir sollten alle nicht mehr wegschauen, sondern aktiv unsere Zukunft in die Hand nehmen, denn noch haben wir die Möglichkeit die schlimmste Erwärmung zu verhindern.

Aktiv werden - Ende Gelände
Pfingst-Aktion - Kommt mit zu Ende Gelände und läutet das Ende der Kohlekraft ein. Weltweit gehen Kohlekraftwerke pleite – aus gutem Grund. Sorgen wir dafür, dass auch in Deutschland ein rascher Ausstieg geplant wird und die Kohlekraft unter Druck kommt. Es wird uns Geld sparen, Umweltgifte verringern und auch noch das Klima schützen. Die Aktion ist eingebunden in die weltweite Bewegung Break free.