Mittwoch, 11. Mai 2016

Leben und Sterben lassen - Ende Gelände

Aktuell
Heute bin ich auf eine "Gewissensfrage" im Magazin der Süddeutschen gestossen, die mich selber schon oft beschäftigt hat: "Ich bin oft bei meiner Schwägerin eingeladen und ärgere mich über deren Verschwendung, z.B. von Lebensmitteln, Strom oder Wasser.  Darf ich meine Gastgeber dazu kritisieren oder muss ich die Menschen so lassen wie sie sind."

Gespannt las ich weiter, wie Dr. Rainer Erlinger dem Leser antwortet, denn ich kannte die Gefühle des Fragenden nur zu gut. Diese Gedanken kommen mir sehr oft, z.B. beim Gespräch mit Nachbarn, die begeistert vom Wochenendtrip nach NewYork erzählen, bei der Einladung in der Familie, wenn es riesige Mengen an Fleisch und Fisch gibt, bei Freunden, die jeden noch so kleinen Weg mit dem Auto zurück legen. Wie oft hätte ich gerne etwas gesagt und habe es mir verkniffen und wie oft habe ich mich danach unwohl gefühlt.

Es ist nämlich wirklich unangenehm solche Themen anzusprechen und niemand wird gerne dazu angesprochen. Wenn man es tatsächlich einmal wagt, dann stellt der andere sofort in den Verteidigungsmodus um. Sprüche wie: "Das habe ich mir verdient" oder "Es macht eh keinen Unterschied" oder "Ich brauche das einfach" oder "Mir schmeckt es halt", habe ich schon hundertfach gehört. Zusätzlich denken viele Leute, dass diese Entscheidungen Privatsache sind und man sich also dort nicht einmischen sollte.

Dr. Erlinger bringt es in seiner Antwort auf den Punkt: Es ist keine Privatsache! Heutzutage bedeutet der Spruch "Leben und Leben lassen" für viele Menschen "Leben und Sterben lassen". Denn durch unser verschwenderisches Handeln verbrauchen wir Ressourcen, die woanders fehlen, halten uns globale Sklaven, beuten Menschen über die Distanz aus und verschlimmern den Klimawandel, mit tödlichen Folgen für Millionen von Menschen.

Wenn man sieht, wie jemand einem anderem direkt Schaden zufügt, dann ist man sogar gesetzlich verpflichtet einzugreifen und Hilfe zu leisten. Da der Schaden durch unsere Lebensweise, Essen und Mobilität aber über Entfernung wirkt und nicht so einfach einem Einzelnen zugewiesen werden kann, verdrängen wir die Auswirkungen und reden uns ein, dass wir nichts machen können.

Deshalb ist auch das Einmischen so schwierig und gesellschaftlich wenig akzeptiert. Auch hier hat Dr. Erlinger einen guten Tipp: Kritik nicht direkt, sondern mit ich-Bezug und Humor anbringen. Ob das etwas bringt, darf zwar bezweifelt werden, aber immerhin hat man mit der Kolumne eine gute Grundlage die eigenen Bedenken einmal anzusprechen und eventuell eine Diskussion  zu beginnen - Mindestens.

Eine grosse Schwierigkeit sehe ich darin, dass die Umwelt- und sozialen Auswirkungen unserer heutigen Lebensweise, so umfassende Änderungen brauchen, dass es uns überfordert und wir auf Durchzug schalten.

Sehr gut drückt es auch der lustige Comedy Beitrag von Hagen Rether aus:

Break Free – Befreien wir uns
Der Klimawandel ist real und immer offensichtlicher. Gerade wurde offiziell der Untergang der ersten Inseln im Pazifik bestätigt. Es gibt riesige Feuer in Canada angefacht durch grosse Trockenheit ausgerechnet im Ölsandabbaugebiet des grösste Klimaschädlings. Wenn es nicht so schlimm wäre, dann könnte man über diese Ironie des Schicksals fast lachen. Wir sollten alle nicht mehr wegschauen, sondern aktiv unsere Zukunft in die Hand nehmen, denn noch haben wir die Möglichkeit die schlimmste Erwärmung zu verhindern.

Aktiv werden - Ende Gelände
Pfingst-Aktion - Kommt mit zu Ende Gelände und läutet das Ende der Kohlekraft ein. Weltweit gehen Kohlekraftwerke pleite – aus gutem Grund. Sorgen wir dafür, dass auch in Deutschland ein rascher Ausstieg geplant wird und die Kohlekraft unter Druck kommt. Es wird uns Geld sparen, Umweltgifte verringern und auch noch das Klima schützen. Die Aktion ist eingebunden in die weltweite Bewegung Break free.




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