Freitag, 10. Juni 2011

Warum handeln wir nicht?

Aktuell
Ich wiederhole mich nicht gerne, aber ich muss weiter übers Wetter berichten. Wenn man die Schlagzeilen der letzten 2 Jahre in Bezug auf Extremwetterereignisse anschaut, dann kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen. Und das Wetter verändert sich ganz klar.  Im Moment sind wieder mal China und die USA im Brennpunkt. In China gibt es gleichzeitig schlimme Dürren und Überschwemmungen und in den USA die grössten Waldbrände seit langem.

http://www.handelsblatt.com/video/video-news/panorama/ueberschwemmungen-und-duerre-china-leidet-unter-wetterkapriolen/4268470.html

Auch in der Schweiz
Die betroffenen Menschen haben wenig Gelegenheit sich mit dem WARUM zu beschäftigen. Sie sind mit dem WIE rette ich mich und meine Dinge beschäftigt. Und alle anderen wollen sich möglichst nicht mit dem WARUM beschäftigen und hoffen, dass es weiterhin die Anderen trifft.
In der Schweiz klappt das ja meist ganz gut. Aber dieses Jahr hat es doch auch die Schweiz getroffen. Die Trockenheit war aussergewöhnlich und die durch die Dürre ausgelöste Situation hat sich noch nicht ganz entspannt. Offenbar wird das Heu in der Westschweiz knapp und es müssen Tiere geschlachtet werden, da nicht genug gefüttert werden kann. Andernorts wird das Gras in Parks und Gärten abgemäht und einfach auf den Kompost geworfen.

http://www.blick.ch/news/schweiz/westschweiz/westschweizer-kuehe-werden-notgeschlachtet-174058

Kleiner Exkurs: Milchwirtschaft
Man kann natürlich einfach mehr Kraftfutter einführen. Mittlerweile wird in der Schweiz fast ein Viertel des eingeführten Sojas an Kühe verfüttert. Dabei wären Kühe eigentlich ideal dazu geeignet Schweizer Wiesen abzugrasen und somit Urwald-verträglich Milch zu produzieren. Das würde auch den Schweizer Bauern mehr bringen. Denn sie könnten diese Milch als wirklich echte Schweizer Milch teurer vermarkten. Immerhin 82% sagen, dass sie Schweizer Produkte durch Mehrzahlungen unterstützen würden. Biomilchkühe werden immerhin zu 90% mit Rauhfutter gefüttert.

http://www.aargauerzeitung.ch/solothurn/schlaue-bauern-wenn-kuehe-gras-statt-soja-fressen-gibts-mehr-milchgeld-104994710

http://www.bernerzeitung.ch/wissen/natur/Die-moderne-Hochleistungskuh/story/13135703

Weidegras statt Kraftfutter: http://www.woz.ch/artikel/2011/nr08/thema/20413.html

Warum handeln wir nicht ?
Offensichtlich gibt es ja viele Signale des Klimawandels. Es gab auch schon Tote. Viele sogar. Viel mehr als bisher durch Atomkatastrophen gestorben sind. Denkt nur an die Überschwemmung in Parkistan und Australien usw.. Trotzdem haben keine Menschenmassen das sofortige Ende der CO2 Erzeugung gefordert. Warum? Weil das nicht so einfach ist. Es ist nicht so einfach und eben auch nicht anschaulich die Nichterzeugung von CO2, Methan und Lachgas zu fordern. Man kann nicht einfach ein paar böse Kernkraftwerke abstellen. Klar, man kann Kohlekraft abstellen. Aber die sind ja nur ein Teil des Problems. Um den Ausstoss der Klimagase im nötigen Mass zu reduzieren muss man an verschiedenen Stellen ansetzen: Wohnen, Mobilität, Ernährung, Konsum - alles heilige Kühe die da geschlachtet werden sollen.

Im spannenden Buch von John Cook “Climate Change Denial” = “Klimaleugner” wird versucht dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Die These lautet: Sogar, wenn Menschen alle Informationen vorliegen und sie eigentlich klar die Wahrheit erkennen müssten, “glauben” sie nicht an den Klimawandel, weil sie Angst vor der Veränderung ihres Lebens haben. Angst, dass Veränderung zu Einschränkungen des Wohlstandes und der Freiheit führen würden. Angst sich zu exponieren. Angst anders zu sein als die Anderen, ja vielleicht die Dummen, die als Einzige reagieren. Sie verdrängen lieber und leugnen die Tatsachen. Denn der Mensch ist ein Gruppenwesen. Sogar wenn klar erkennbar eine Lösung richtig ist, lassen sich Probanden einer Studie von einer Mehrheitsmeinung beeinflussen und wählen die falsche Lösung.

Über das Buch:  http://www.theecologist.org/reviews/books/885054/climate_change_denial.html

Lichtblick
Trotz Verdrängung und Gruppenzwang gibt es viele Menschen, die sich stark engagieren um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Auf der ganzen Welt tun sich Menschen zusammen, gründen Vereine, erstellen Webseiten, sind aktiv. Sie verbringen ihre Zeit mit Planung, Sitzungen, Demonstrationen, Workshops, Forschung um endlich den nötigen Richtungswechsel einzuleiten. So sind wir z.B. bei den Freiwilligen von Greenpeace eine stetig anwachsende Gruppe. Physiotherapeutinnen, Studenten, Informatiker, Ingenieure, Selbstständige, Handwerker, Schüler usw. machen mit. Das ist toll und macht Spass! Denn je mehr wir werden, desto grösser wird der Gruppendruck von der anderen Seite. Und so zählt dann doch wieder jeder, der nicht verdrängt  und der Angst konstruktiv begegnet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen