Freitag, 9. September 2011

Stromverrechnung


Aktuell

Bin gerade beruflich dabei den Schweizer Strommarkt zu untersuchen. Sehr spannend! Was die meisten hier nicht wissen ist, dass hier viel mehr erneuerbarer Strom hergestellt wird, als in der Schweiz verbraucht wird. Denn es ist natürlich für unsere Stromunternehmen finanziell viel lohnender unseren sauberen Strom teurer ins Ausland zu verkaufen und uns hier Atom- oder noch schlimmer Kohlestrom zu liefern. Von wegen  60% Wasserkraft. Dieser kann im Ausland schön als Ökostrom verkauft werden, während er in der Schweiz nur als erneuerbarer Strom gilt. Ausserdem fragen eben immer noch viel zu wenig Kunden den Ökostrom bewusst nach. So denken viele Deutsche Kunden, dass sie mit ihrem Kauf Ökostrom fördern und die Schweizer denken, dass sie ja sowieso so viel Wasserkraft haben und beide werden gewisserweise durch diese Verschiebung betrogen, da der dreckige Kohlestrom dann (rechnerisch) einfach in die Schweiz transferiert wird.

Das gilt natürlich nicht für alle Stromlieferanten. Das Zürcher EWZ liefert z.B. keinen Kohlestrom. Repower ist aber z.B. einer der Kandidaten, die im Ausland Ökoprodukte vertreiben, aber hier sehr viel grauen Strom ins Netz einspeisen.

Energiegespräch an der ETH
Ich war letzten Freitag am Energiegespräch (2.9.2011) ETH Zürich. Dieses hat beeindruckende 1000 (meine Schätzung) Menschen  interessiert und musste in der Turnhalle der ETH abgehalten werden. Die 5-stündige Veranstaltung an der sogar Bundesrätin Leuthard teilnahm, hatte zum Ziel zu zeigen, dass der Atomausstieg in der Schweiz möglich ist, zu vernachlässigbaren Kosten. (Wenn man die Versicherungen und mögliche Katastrophen der Atomkraft miteinrechnen würde, dann vermute ich persönlich, dass es sogar Gewinne geben würde).

Die Tatsache, dass hier eine grosse Zahl Energieinteressierte angetrabt waren, interessiert die Presse aber anscheinend wenig. Das einzige, was berichtet wird ist der Atomausstieg. Weder die Resonanz bei den Zuschauern, noch die wichtigste Erkenntnis des Abends, nämlich dass die ETH Forscher alle den Klimaschutz als die wichtigste Bedingung bei der Energiewende betrachteten und die gesamten untersuchten Massnahmen am Erreichen des Klimazieles festmachen.

Bisher konnte ich nur einen Artikel im Tagesanzeiger und eine Kurzmitteilung in der NZZ finden, der weder die grosse Teilnehmerzahl, noch die Klimaziele erwähnt. Man hat den Eindruck die Journalisten waren gar nicht an der Veranstaltung anwesend. Schon der Titel ist irreführend, denn die Forscher drängen nicht auf einen Ausstieg. Aber sie drängen auf eine Gebühr auf CO2 und Kostenwahrheit der Energieträger. Auch davon nichts im Artikel.

Schade, schon wieder eine verpasste Gelegenheit der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Klimaschutz das drängenste Problem der nächsten Jahre und Jahrzehnte ist.

Aber lest selber:
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/ETHForscher-draengen-auf-Atomausstieg-bis-2050/story/24199442

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/energieziele_in_der_schwebe_1.12303508.html

Lichtblick
Es bilden sich in der ganzen Schweiz Energiegenossenschaften, die selber Strom produzieren und damit vor allem die Solartechnik voranbringen wollen. Neu ist die Schweizer Energiegenossenschaft. Wenn bis zum 01.11.11 mindestens 2000 Anteilscheine à CHF 500.- reserviert werden, dann wird die Genossenschaft gegründet und im Jahr 2012 erste Projekte realisiert. Ich kenne die Gründer persönlich und Oliver und ich habe auch schon 4 Anteilsscheine gezeichnet.
www.energiegenossenschaft.ch/

Es gibt natürlich auch schon viele bestehende Genossenschaften zum Teil schweizweit und oft lokal verankert. Hier sind Links zu 3 zufällig Ausgewählen. Schreibt mir doch, wenn ihr weitere kennt. Ich könnte eine Liste auf meinem Blog veröffentlichen.
www.solarspar.ch
www.solarenergiekuesnacht.ch
www.solarg.ch


Liebe Grüsse
Christina

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