Donnerstag, 31. Mai 2012

Netz und Vernetzung

Aktuell ist viel los
Bei mir ist zur Zeit die Hölle los, deshalb kommt mein Blog auch recht unregelmässig. Aber auch politisch und gesellschaftlich dreht sich das Karussell immer schneller. 

Netzausbau, jetzt aber schnell
Die deutsche  Bundesregierung will nun den Netzausbau beschleunigen. Sie merkt, dass die grossen Stromunternehmen jahrelang nicht zukunftsgerichtet gedacht haben. Nun soll alles ganz schnell gehen und dem Bürger wird die Schuld aufgeladen, wenn die Netze nicht schnell genug ausgebaut werden können.

Auch in der Schweiz hat man gemerkt, dass die Stromunternehmen zwar jahrelang rekordtiefe Strompreise verrechneten, dafür aber den Ausbau für die Zukunft vernachlässigt haben. Wir profitieren massiv von Investitionen, die unsere Grossväter Anfang und Mitte des letzten Jahrhunderts getätigt haben. Das scheint leider ein Kennzeichen unserer Generation zu sein: Ausruhen auf Errungenschaften der Vergangenheit und leben auf Kosten unserer Nachfahren.

18 Milliarden soll der Ausbau der Netze bis 2050 kosten und die Bundesrätin Doris Leuthard hat wirklich gut erklärt, dass Strom ein kostbares Gut ist, mit dem man sorgfältig und sparsam umgehen muss. Sie erklärt auch, dass die Preise steigen müssen und dass wir effizienter werden müssen. Leider soll aber im Zuge der Beschleunigung auch das Beschwerderecht massiv eingedämmt werden.
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/05/23/Schweiz/Energiepolitik/Atomausstieg-Bundesrat-will-bei-Stromnetz-Gas-geben

Ich will die Energiewende, aber ich bin trotzdem kein Freund des gepressten Netzausbaus. Mit einer schlauen Netzführung, vielen unterirdischen Leitungen, intelligente Steuerung und regionale Energieerzeugung könnte man das Problem vermutlich entschärfen. Warum sollen Stromintensive Branchen nicht dort sein, wo der Strom erzeugt wird? Oder warum sollen Maschinen nicht dann laufen, wenn viel Strom im Netz ist? Aber das ist natürlich nicht im Interesse der grossen Stromunternehmen und Industrie, die jetzt gerne klotzen möchten. Ich habe mal einen interessanten Vortrag zum Thema gelesen, der aber nicht ganz einfach ist. Prof. Gunzinger hat berechnet, dass die Energiewende auch mit einem moderaten Netzausbau möglich ist, sofern es intelligent gesteuert ist. Für sehr interessiert Leser: http://idee-suisse.info/wp-content/uploads/Denkanstoss_Plan-B-oder-Fakto_-2.pdf

Klimacamp in Zürich
Schon nächste Woche findet das legendäre Klimacamp in Zürich statt. Es soll auf den Klimawandel aufmerksam machen, vernetzen, informieren und zum Handeln anregen. Am Sonntag den 3.6. wird das Camp aufgebaut und ab Montag finden rund um die Uhr Aktivitäten statt. Von verschiedenen Organisationen werden ca. 50 Workshops angeboten. Es gibt Filme und Musik am Abend, veganes Essen, aktives Beisammensein. In den letzten Jahren waren wir immer mit den Kindern am Camp und es hat uns sehr gut gefallen. Wer in der Woche nicht kann, sollte sich wenigstens das Wochenende 9./ 10. 6 freihalten. Dort findet gemeinsam mit verschiedenen Organisationen eine Demonstration zum Schutz des Regenwaldes und eine Ausstellung (2 Blicke in die Zukunft) statt. Jeder ist willkommen, man kann auch einfach für einen Abend oder für ein Essen vorbeischauen. Ich habe unsere Kinder für den veganen Kinderkochkurs am Sonntag angemeldet.
http://www.klimacamp.ch/index.php/programm

Filmfestival in Zürich 
Am Dienstag den 5.6. findet in Zürich über dem Museum für Gestaltung, Ausstellungsstr. 60 das schweizweite Filmfestival von Filme für die Erde statt. Zusammen mit Edwin bin ich dort Eventmanager. Es gibt ein tollen Programm, welches parallel in 14 Städten in der Schweiz stattfindet. Morgens ist Kino für Schüler und ab 17:30 ist Türöffnung für das Abendprogramm. Neben einem feinen Apero, gibt es eine Ausstellung, einen Kurzfilmwettbewerb, den Hauptfilm “Taking Root” und vieles mehr. Das alles gegen eine freiwillige Spende. Ich freue mich, wenn ihr den Anlass weiterempfehlt und ich euch zahlreich begrüssen darf.
http://filmefuerdieerde.ch/12-6-5

Lichtblick
Erstmals wurde in Deutschland so viel Solarstrom erzeugt, wie 20 Atommeiler liefern. Das zeigt das Potential der erneuerbaren Energien eindrücklich. Speziell Solarstrom liefert den Strom genau zu den Spitzenzeiten Mittags und direkt lokal bei den Haushalten, wenn viel Strom gebraucht wird. Der Ausbau funktioniert also. Verteuert hat sich der Strom durch den solaren Ausbau nur um ca. 3 Cent. Wenn man ihn mit anderen Ausgaben im Haushalt vergleicht, dann ist Strom immer noch billig und es besteht zusätzlich ein riesiges Sparpotential durch Effizienzmassnahmen.
Der angebliche billige Kohle und Atomstrom ist gar nicht so billig, wenn man die Vollkosten von Endlagerung und Umweltverschmutzung mitrechnet. Der Vergleich hinkt also und subventioniert werden Kohle und Atom auch massiv, aber es taucht nicht in der Stromrechnung auf. Wir dürfen uns also zurecht über den Spitzenplatz bei der Solarstromerzeugung freuen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/solarzellen-liefern-leistung-von-20-atomkraftwerken-a-835417.html

    liebe Grüsse
            Christina

Mittwoch, 16. Mai 2012

Petitionen, Film und Regenwald

Das menschliche Angesicht des Klimawandels
Leider ist diese Woche wegen Auffahrt extrem kurz, deshalb nur wenige ganz kurze Meldungen, aber dafür ein schönes Foto.

Aktuell und kurz entschlossen in Zürich
Morgen zeigen wir in unserer Filmreihe einen beeindruckenden Film, der die menschliche Seite des Klimawandels zeigt. Ich selber kann leider nicht dabei sein. Achtung, wegen eines Brandes in der Roten Fabrik findet die Vorführung in einem anderen Raum statt. Neu um 20.30h im Kunstraum Walcheturm, Kanonengasse 20 (zwischen Zürich HB and Langstrasse).
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=28MH3jZlucc

Regenwald in Brasilien
Auf der Seite www.regenwald.org laufen einige wichtige Unterschriftensammlungen zum Schutz des Regenwaldes. Besonders wichtig ist es derzeitig in Brasilien, wo eine Änderung des Gesetzes riesige Gebiete des Waldes gefährdet. Ich unterschreibe regelmässig auf dieser Seite. Es geht sehr schnell, man kann seine Daten speichern und muss dann nur noch auf ok klicken. Schaut doch mal rein.

Petition im deutschen Bundestag
Im deutschen Bundestag wurde eine E-Petition gestartet, die fordert, dass Kohlekraftwerke nachweisen müssen, woher ihre Kohle stammt und ob sie unter Einhaltung der  Menschenrechte abgebaut wird. Auch hier habe ich schon ein Login und kann so mit wenigen Klicks Bürgeranliegen unterstützen. Das ist praktisch, wenig Aufwand und man kann erreichen, dass es zumindest im Bundestag angehört werden muss.
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=24056

Viel Spass beim Lesen und Handeln
            Christina

Mittwoch, 9. Mai 2012

Schnitzel, Braten, Wurst

Aktuell
350.org will die Welt an eine wichtige Zahl erinnern. Ca. 600’000 Jahre war die CO2 Konzentration der Erde nicht über 280 ppm. Nun sind wir bei fast 390 ppm. Viele Wissenschaftler sagen, dass 350 ppm ein Wert ist, denn wir wieder erreichen müssen, damit das Erdklima sich wieder stabilisiert und nicht weiter erwärmt. D.h. anstatt immer mehr CO2 in die Luft zu jagen, müssten wir das CO2 sogar langfristig absenken. 
Am 5.5. 2012 haben weltweit tausende von Menschen Fotos von beunruhigenden Wetterphänomenen eingeschickt, damit wir endlich kapieren, dass der Klimawandel längst keine Zukunftsvision, sondern bereits im Gange ist. Die Masse der Fotos ist wirklich sehenswert.
http://www.climatedots.org/
CO2 Wissen:  http://christina-fuer-nachhaltigkeit.blogspot.com/2010/10/treibhausgase-sind-wichtig.html

Braten, Schnitzel, Wurst - mmh oder bäh?
Ich bleibe noch etwas beim Thema Fleisch, da es auch für das Klima von enormer Bedeutung ist. Ich habe noch etwas recherchiert und bin dabei auf zwei interessante Studien gestossen.

Die WWF-Studie geht vor allem auf den Flächenverbrauch ein. Deutschland braucht eine Fläche so gross wie Österreich um das verzehrte Fleisch zu erzeugen. Also sowohl Wiesen zum Weiden, wie auch Acker für Mais und Soja Anbau. Mit ca. 60 kg Fleisch im Jahr isst der Deutsche doppelt so viel wie gesund wäre. Es werden also nicht nur Unmengen Fleisch weggeschmissen, nein wir essen uns an den Braten auch noch krank. Wenn ich das so betrachte, dann müssten wir uns einfach nur gesünder ernähren und weniger verschwenden um das Problem des Landraubs in den Griff zu kriegen. Also kein Verzicht - sondern im Gegenteil alle würden gewinnen:
http://www.wwf.de/fleisch-frisst-land/

Die zweite Studie von der “Erklärung von Bern” zeigt ähnliches für die Schweiz auf. Auch hier wird für die Nahrungsmittelproduktion fast gleich viel Land im Ausland gebraucht, wie im Inland. Auch hier ist der Fleischkonsum doppelt so hoch wie empfohlen und es werden riesige Menschen Mais und Soja aus Südamerika importiert und dort der Regenwald zerstört. Greenpeace  hat jetzt eine Petition gestartet und fordert, dass Schweizer Kühe nur noch Schweizer Gras essen sollen: http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Kampagnen/Landwirtschaft/Gras-statt-Soja/Petition-Gras-statt-Soja/
Spannende Hintergründe zum Thema Fleisch: http://www.evb.ch/p19305.html

Weniger is(s)t mehr und gesünder
Wie so oft wäre das Vernünftige und Gute so einfach, man müsste es nur machen. Solange aber mächtige Firmen und Verbände davon profitieren, wenn wir uns krank essen und nebenbei auch noch die Umwelt zerstören, so lange die Werbung auf uns prasselt und uns weis machen will, dass wir immer alles und mehr brauchen, so lange schlechtes Fleisch so billig ist und wir die wirkliche Qualität nicht merken - so lange wird dieser Wahnsinn wohl noch weitergehen.

Was braucht es zur Lösung: Tierquäler- und Umweltzerstörer Fleisch muss teurer und unattraktiver werden, die Gesundheitskosten, die Klimakosten, die Resistenzen gegen Antibiotika, all das muss eingerechnet werden - also Kostenwahrheit hergestellt werden. Mehr Werbung unter dem Motto - Ich leiste mir lieber weniger besseres Fleisch ! 
Und denkt dran: Wir Kosumenten haben die Macht. Jede unserer Entscheidungen im Laden zählt !

Lichtblicke
Oliver hat pünktlich zu seinem Geburtstag seinen neuen Solarkocher fertig gebaut! Mehr dazu im nächsten Lichtblick.

Greenpeace hat endlich mal wieder eine grosse Aktion in der Schweiz gegen Kohlestrom gemacht. Leider konnte ich nicht dabei sein, aber die Aktion an der Alpiq Generalversammlung in Lausanne letzte Woche hat Aufsehen erregt und den Aktionären klar gemacht, wo sie ihr Geld investiert haben. In der Deutschschweizer Presse wurde der Event totgeschwiegen, während in der Westschweiz und sogar in deutschen Medien darüber berichtet wurde.
http://www.greenpeace.org/switzerland/de/News_Stories/Newsblog/alpiq-muss-raus-aus-der-schmutzigen-energie/blog/40122/
Man kann online mitmachen:
https://www.facebook.com/AlpiqStopDirtyEnergy

Und in Süditalien hat eine Umfrage des WWF gezeigt, dass 61% der örtlichen Bevölkerung gegen ein neues Kohlekraftwerk sind. Repower hatte ja mal gesagt, dass sie nicht gegen den Willen der Bevölkerung bauen würden. Mal sehen, ob sie sich an Ihre Worte halten:
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/italien-repower-kohlekraftwerk-saline-joniche_1.16749183.html
http://www.suedostschweiz.ch/politik/bevoelkerung-kalabrien-lehnt-repower-kohlekraftwerk-ab

ToDo in Zürich
Städte im Wandel, hier werden Lösungsansätze gezeigt, wie wir besser leben können. Der  Dokumentar-Film wird in der Schweiz zum ersten Mal gezeigt:  "In Transition 2.0" (E/d) am nächsten Sonntag, 13.Mai im Clubraum der Rote Fabrik, Seestrasse 395 um  18 Uhr oder Gemeinschaftsraum Kraftwerk 2, Regensdorferstr. 194, 19.00 Uhr.

    liebe Grüsse
            Christina

Marchaud_No3

Oliver's (mein Mann) neuer Solarkocher ist pünktlich zu seinem Geburtstag fertig geworden. Nun warten wir auf sonniges Wetter zum testen. Seine Erfindung ist die Kombination eines Box- mit einem Parabolspiegelkocher.

Freitag, 4. Mai 2012

James Hansen im Tagi


Folgender Artikel wurde über James Hansen im Tagi veröffentlicht, wenige Tage vor seinem Vortrag an der ETH. Ich finde den Artikel sehr gut.


James Hansen Der smarte Wissenschaftler, der für die Umwelt ins Gefängnis geht , TA vom 27. April

Susanne Erismann, Winterthur
Elfenbeinturm-Mentalität.
Typisch und bezeichnend, dass die Kritiker von James Hansen sich fragen, ob der Topwissenschaftler mit seinem Aktivismus nicht allmählich seine Autorität als Klimaforscher aufs Spiel setzt. Es ist in der Tat ein ungeschriebenes Gesetz im Wissenschafts- und Forschungsbetrieb, aktives Engagement nach aussen um jeden Preis zu vermeiden. Sich freiwillig derart zu exponieren, «in Szene zu setzen» oder gar als Aktivist belächelt zu werden, käme beinahe einem Todesurteil gleich. Und so schweigen die eigentlichen Fachleute und Spezialisten, obwohl gerade sie es besser wüssten und deshalb eigentlich aufklären müssten. In einer solchermassen kultivierten Elfenbeinturm-Mentalität, wo sich die Spezialisten verwandter Bereiche noch zusätzlich voneinander abschotten (und sich gegenseitig wenig Lorbeeren gönnen) statt fachübergreifend zu kooperieren, verkommen Wissenschaft und Forschung zum reinen Selbstzweck. Der Ruf eines verhältnismässig kurzen, aber ehrgeizigen Menschenlebens wird so wichtiger genommen als die Zukunft ganzer Generationen. James Hansen hingegen hat verstanden, worum es geht: Forschung und Wissenschaft haben einen Auftrag und somit Verantwortung. Nur angewandt und aufklärend finden sie ihre Glaubwürdigkeit und ihre Berechtigung. Warum die Gesellschaft mutigen Einsatz, auch von einzelnen Wissenschaftlern, oft zu wenig schätzt? Wo Einsatz, da ist auch immer Leidenschaft und Herz, letztlich Menschlichkeit. Doch offenbar sollen diese Werte in der kopflastigen Wissenschaft (und Gesellschaft?) nichts mehr verloren haben. Doch wie Martin Luther King schon sagte: «wozu leben, wenn man nichts hat, wofür es sich zu sterben lohnt» oder auf James Hansen bezogen: ... wofür es sich ins Gefängnis zu gehen lohnt.