Lichtblicke im 2023
Sylvester und damit das Desaster Jahr 2023 liegt hinter uns. Obwohl man durch die Nachrichten vielleicht eher die schlechten Seiten in Erinnerung hat, gab es durchaus auch hoffnungsvolle Entwicklungen.
Die Klimakonferenz in Dubai (COP 28) hat trotz vieler Kritiken und dem langsamen Vorwärtskommen einen wichtigen Fortschritt gebracht: Zum ersten Mal einigten sich 200 Länder darauf, von fossilen Brennstoffen wegzukommen, und mehr als 100 Länder vereinbarten, den Einsatz erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. Und gerade weil die Konferenz in einem Ölland stattfand, wurden diese Länder in die Pflicht genommen, nicht für ein Scheitern verantwortlich zu sein.
Die Solarenergie boomt wie nie zuvor, durch den Krieg und durch immer weitere Verbesserung der Technologien beschleunigt. Die Preise für Solar und Wind sind noch mal gefallen und 2023 hat wieder ein Rekord-Zubau an Solaranlagen stattgefunden. Weltweit hat weiterhin China die Nase vorn, hier werden vermutlich bis zu 230 Gigawatt zugebaut, in Europa immerhin rund 60 Gigawatt, was wieder einer 40%igen Steigerung zum letzten Jahr entspricht. Insgesamt rechnet die IEA (Internationale Energie Agentur) mit einem Zubau von 440 Gigawatt weltweit, das ist soviel wie derzeit gesamthaft in Deutschland und Spanien vorhanden ist (Euronews).
Laut dem PV-Magazin Schweiz wird auch in der Schweiz mehr als 40% Steigerung im 2023 erreicht und damit scheint die Schweiz auf gutem Weg das geplante Solar-Zubauziel für 2030 zu erreichen.
Klima und Finanzen
Mein Mann Oliver ist in der Klima-Finanzindustrie tätig und laut seiner Aussage gab es einige wichtige Entwicklungen im 2023 darunter:
Die "Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD)" wurde aktiv und bringt Themen wie Biodiversität und andere Einflüsse auf die Natur in die Finanzindustrie. Durch Reporting gemäss ausgearbeiteten Standards sollen diese Überlegungen in die Geschäftstätigkeiten einfliessen und die Bedeutung einer intakten Natur stärken.
Geld wird vermehrt klimafreundlich angelegt, z.B. getrieben durch einen neuen Fond für Pensionskassen (Rentenkassen) in den sofort 2 Milliarden Euro flossen ( Ilmarinen ETF). Die Bewertung erfolgt anhand von Kennzahlen, an denen Oliver massgeblich mitgearbeitet hat.
In der Schweiz wurden die Swiss Climate Scores eingeführt um Transparenz bei der klimaverträglichen Ausrichtung von Finanzanlagen zu schaffen.
Innovationen
Wie einige von euch sicher wissen, beschäftige ich mich an der Fachhochschule mit Energie-Innovationen und Startups. Es gibt zahlreiche neue Innovationen im Bereich Klimaschutz, hier einige tolle Beispiele, die Hoffnung machen:
Das schwedisches Startup Modvion baut Windturbinen aus Holz, so dass deutlich weniger Stahl und Beton für die Windanlagen verbaut wird.
Das Schweizer Startup Unbound Potential erhält 3 Millionen Euro an Fördermitteln um seine neue membranlose Redox Flow Batterie weiter zu entwickeln und die Produktion hier in Europa aufzubauen.
Die Startups Voltiris und Insolight bringen neue Konzepte in die Agro-Photovoltaik, wodurch unser wertvolles Ackerland sowohl für den Anbau, wie gleichzeitig für die Energiegewinnung genutzt werden kann. Insolight baut speziell transparente Solardächer und Voltiris hängt transparente Solarflächen in bestehende Glashäuser. dhp-Solutions dagegen setzt auf Solarflächen, die bei schlechtem Wetter eingefahren werden und daher mit weniger Trägern auskommen und z.B. Parkplätze oder Kläranlagen überdachen können.
Negative Emissionen
Alle CO2 Reduktionen werden aber nicht ausreichen, die dramatische Erhitzung unseres Planeten zu verhindern, es sind schon zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre. Deshalb wird auch ganz intensiv an negativen Emissions Technologien (NET) geforscht, wobei also diese Treibhausgase - vor allem CO2 - wieder aus der Luft entfernt werden. Grundsätzlich passiert das ganz toll durch Pflanzen, die beim Wachsen natürlich CO2 aufnehmen und zu Holz, Blättern usw. verarbeiten. Aber wenn die Pflanzen im Herbst absterben oder verbrennen, dann wird das CO2 wieder frei. Es gibt nun verschiedene Ansätze, das CO2 dauerhaft zu speichern, z.B. indem mehr Holz in Holzbauten fliesst oder indem man aus Biomasse Biokohle macht und diese im Boden einlagert. Das Schweizer Startup Climeworks holt mit riesigen Ventilatoren das CO2 direkt aus der Luft, es wird dann verflüssigt und in den Boden verpresst, wo es tatsächlich zu Stein reagiert - klingt toll, braucht aber sehr viel Energie.
In einem Projekt haben wir die bestehenden Technologien (NET) für die Schweiz zusammengetragen und in einem einfach verständlichen Zwischenbericht veröffentlicht, schaut doch mal rein, wenn ihr mehr wissen wollt.
Ein anderes wichtiges Projekt ist die Betreuung meiner Startup Datenbank, wo ich mittlerweile fast 1000 Schweizer Startups mit Impact zeige. Das Ganze ist für alle öffentlich zugänglich, man kann nach Technologien oder auch Anwendungsbereichen filtern. Mir gibt es jeweils sehr viel Hoffnung, wenn ich sehe welche tollen neuen Entwicklungen entstehen.
Unser films for future festival hatte so viele Zuschauer wie nie, rund die Hälfte der 50 Vorstellungen waren ausverkauft und wir hatten ganz tolles Feedback. Durch Filme konnten wir so rund 5600 Menschen mit wichtigen Nachhaltigkeitsthemen erreichen.
Wie weiter
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem kleinen Rückblick etwas Hoffnung auf eine positive Zukunft machen. Diese bedingt natürlich, dass alle Anstrengungen für eine drastische Reduktion unserer Emissionen weiter gehen müssen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir auch über Lichtblicke oder Hoffnungsträger schreibt. Gerne werde ich in meinem Newsletter auch in Zukunft immer mal wieder eine Innovation oder positive Entwicklung beschreiben. Ich wünsche euch ein ganz erfolgreiches 2024 und hoffe möglichst viele mal wieder persönlich zu sehen.
Liebe Grüsse
Christina