Freitag, 28. Oktober 2011

Journalisten ade - PR juchhe


Aktuell

Der Euro ist gerettet, die Gletscher schmelzen rasend schnell und rund um den Erdball formieren sich Bürger-Bewegungen. Die Entwicklungen sind so vielschichtig, dass man den Überblick verliert. Da hält man sich dann doch gerne an die vertrauten Medien, liest den Spiegel, Zeit, TAZ, NZZ oder FAZ und hofft, dass die wichtigen Dinge korrekt dargestellt werden. Aber kann man dem wirklich vertrauen?

PR = Public Relation = Unternehmenskommunikation
Finanziert massgeblich über Werbung, bedrängt von Gratisblättern und Internet, bauen die etablierten Zeitungen Personal ab. Die Zeit pro Artikel ist knapp. Was bietet sich mehr an, als durch Abdrucken von Unternehmens-Pressemitteilungen Inhalte ungeprüft und unkommentiert zu übernehmen. Zeit für Recherche bleibt meist keine. Es gibt in der Schweiz und den meisten anderen Ländern zentrale Nachrichtenagenturen (in der Schweiz die SDA), durch deren Hände fast alle Medienmitteilungen von Unternehmen gehen. Wenn die SDA eine Meldung als würdig erachtet, dann ist sie am nächsten Tag in allen Zeitungen.

Einschaltquoten und Politik
Das Fernsehen wenigstens (zumindest das öffentlich rechtliche), das ist doch durch unsere Gelder finanziert. Da sollte doch Werbung keine grosse Rolle spielen. Aber dafür sind es hier die Einschaltquoten, die tiefe, schierige Themen verdrängen. Informative, allenfalls langatmige Berichte haben es schwer - leider. Ausserdem kann man davon ausgehen, dass die herrschende Politik hier Einfluss nimmt.

Aber was dann ?
Da mich auch immer wieder die Frage beschäftigt, welchem Medium ich denn noch vertrauen kann, habe ich in letzter Zeit ein wenig recherchiert, ob es denn Übersichtsseiten über die bekannten Zeitungen und Medien mit Beurteilung gibt. Hier mal die ersten Einblicke. Ich bin natürlich froh über Hinweise, wenn ihr selber eine Zeitung empfehlen oder eben nicht empfehlen könnt und halte euch auf dem Laufenden über meine weitere Untersuchung.

Erst kürzlich wurde ein 600 Seiten dickes Buch veröffentlicht, das Jahrbuch zur Qualität der Schweizer Medien vom Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich. Bisher habe ich es noch nicht gelesen, aber ich habe es vor.
www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/mangelnde_transparenz_in_der_medienarena_1.12868575.html

Ausserdem gibt es in der Schweiz diverse Gruppierungen die sich mit den Medien kritisch auseinandersetzen. Leider auch das wieder so unübersichtlich, dass man erst mal nicht schlauer ist als vorher. medienkritik-schweiz.ch/2011/05/gemeinsam-waren-sie-stark/

Aber es gibt sie noch, die unabhängigen, idealistischen Journalisten. Zumindest, wenn sie in Rente sind. In der Schweiz wurde vor einem Jahr eine Online-Zeitung gegründet, in der vor allem pensionierte Journalisten ihr Wissen weitergeben. Leider haben auch sie an dem wichtigen Bereich Umwelt “gespart”, diese Sparte gibt es nämlich nicht. Ich hoffe stark, dass sich das noch ändert. www.journal21.ch/

Und auch drei Unternehmer glauben anscheinend an die Kraft von langen Artikeln. Vorgestern war ich an der Neuvorstellung eines Magazins, dass sich Reportagen nennt und auf längere, selber recherchierte Geschichten setzt. Die erste Ausgabe macht neugierig. Mir sind die Geschichten etwas zu persönlich und zu wenig informativ - mein Lerneffekt ist gering. Aber Lesen tut es sich sehr gut. Und es kommt erfrischend anders daher, ohne Bilder und im A5 Format. www.reportagen.com/

Einen etwas anderen Ansatz wählt der neue Dienst www.commentarist.de. Hier werden Kommentare und Kolumnen von Journalisten gesammelt, so dass man sich zum einzelnen Journalisten ein Bild machen kann. Man kann z.B. einen Journalisten seines Vertrauens abonnieren und immer lesen was dieser an Kommentaren usw. verfasst. Bezeichnenderweise wurde die Seite direkt nach ihrer Aufschaltung durch einige Verlage bekämpft und verklagt. Zu viel Transparenz war anscheinend nicht erwünscht. Darauf wurde die Seite erst mal vom Netz genommen und Monate später nun wieder eröffnet.

Lichtblick
Aber mein wirklicher Favorit ist die Webseite www.climatiq.ch, auf der Klimanachrichten aus der ganzen Welt gesammelt werden. Die Seite ist nach deutschen und englischsprachigen Medien getrennt und sucht viele Online-Zeitungen und Blogs ab. Hier kann man sich schnell und einfach über die neuesten Berichte zum Thema Klimawandel informieren und sieht auch welche Zeitungen die Themen aufgreifen. Die Seite wurde von drei jungen Wissenschaftlern gegründet.

Ausserdem geht Occupyparadeplatz weiter und war am Dienstag sogar im Fernsehen. Julia, eine Mitaktivistin gegen Kohlekraftwerke antwortet sehr souverän auf die Angriffe der Gegenseite und weist immer wieder auf die gravierenden Auswirkungen der jetzigen Wirtschaft hin.
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=0F90BE93-4A2D-44BC-9C29-D53884447C4F&referrer=http%253A%252F%252Fwww.tvprogramm.sf.tv%252Fdetails%252Fc4c7be62-01fa-402e-8cca-f2119e51338e.


Aktiv werden

Diesen Samstag wollen die Aktivisten in der Schweiz einen der Nutzniesser des derzeitigen Wirtschaftssystems, den Novartis VR-Präsidenten Daniel Vasella zuhause besuchen. Der streicht pro Jahr über 20 Mio ein, während gleichzeitig 2000 Leute entlassen werden. Ausserdem geht es auf dem Paradeplatz in die 3. Runde. http://us2.campaign-archive1.com/?u=17499f487f974b1f20613471d&id=db0c55c8ef

Liebe Grüsse
Christina

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