Donnerstag, 3. Juni 2021

Endlich könnte die Schweiz aufschliessen

Liebe Freunde, Bekannte und Verwandte

Aktuell

In der Schweiz wird am 13.Juni über wichtige Initiativen abgestimmt, es geht dabei um Klimaschutz und Landwirtschaft, wobei beides eng zusammen hängt.

Viele meiner Leser sind im Ausland, was sollen sie diese Schweizer Abstimmung kümmern. Die dahinter liegenden Mechanismen sind aber generell gültig und deshalb hoffentlich für euch alle interessant.

In Befragungen zum Umweltschutz sagen bis zu 30% der Schweizer, dass die Klimakrise zu den dringendsten Problemen gehört, sogar 2020 während der Corona Pandemie ist die Klimakrise an Platz 2 der Probleme direkt hinter Covid und vor der Altersvorsorge.(Sorgenbarometer der Schweiz)

Man sollte also denken, dass eine Gesetzesvorlage mit vergleichsweise milden Regeln für den Klimaschutz, z.B. leicht teurerer Treibstoff und eine Flugticketabgabe ohne Probleme angenommen würde. 

Dem ist aber nicht so, denn die Öl- und Autolobby fährt mit voller Kanone Angstkampagnen, z.B. "Nur noch Reiche können fliegen oder Autofahren." Dabei geht es ihnen weniger um die Menschen, als um ihre eigenen Gewinne. Doch die Angstmacherei scheint wirklich zu verfangen, obwohl die meisten Argumente einfach FALSCH sind. Teurer wird es mehrheitlich für Reiche Vielflieger und Grossautobesitzer. Für die meisten Anderen ist die Rechnung positiv, denn ein grosser Teil der Abgaben wird zurück verteilt. d.h. mit der Einführung des neues Gesetzes profitieren endlich die Wenigflieger und -fahrer von einem Ausgleich, also 80% der Menschen.

Man sieht also, dass hier aus Angst und Egoismus nach dem Motto: "Mein Billigflug" gegen die "Zukunft der Menschheit" wirksamer Klimaschutz abgelehnt wird. Beim Autofahren könnte man die Mehrkosten durch die Anschaffung eines kleinen Elektrofahrzeuges sogar ganz vermeiden - im Gegenteil es wäre auf die Dauer deutlich billiger und wir behalten zusätzlich das Geld im eigenen Land anstatt es in korrupte, diktatorische Länder zu überweisen. Es ist wirklich verwunderlich, dass ausgerechnet die angeblich Konservativen nicht mehr Wertschöpfung im eigenen Land wollen und damit hier wirklich die Wirtschaft fördern.  

In dieser ganzen Diskussion geht oft die Ausgangslage völlig vergessen: Wir befinden uns am Rande eines globalen Klimakollaps, viele gefährliche Kipppunkte sind fast erreicht ! In der Covidkrise haben wir wieder gelernt der Wissenschaft zu zu hören. Die Impfung zeigt wie gut diese funktioniert. Beim Klima scheinen wir immer noch verdrängen zu wollen, was mittlerweile ganz klar ist:

"Stellt euch eine Teetasse vor, die ihr langsam über einen Tisch an die Kante schiebt. Das geht gut, solange noch der grösste Teil der Tasse auf dem Tisch ist. Der Tee bekommt bis hierhin nicht gross mit, dass er geschoben wird. Wenn man aber weiterschiebt, dann fällt die Tasse plötzlich runter und dieser Prozess lässt sich fast nicht aufhalten und ist auch nicht umkehrbar. Wir werden nie wieder den Tee zurück in die ganze Tasse bekommen"

So ähnlich ist es leider mit dem Klimasystem auch. Wenn erst mal Kipppunkte überschritten (Podcast) sind, dann kann es sehr schnell gehen und wir können einfach gar nichts mehr machen. Wohin willst du fliegen? An tote Korallenriffe - in verdörrte Regenwälder - an Strände mit Flüchtlingen - an ein totes saures Meer?

Freiwilligkeiten sind schön und gut, aber die Corona Pandemie hat auch gezeigt, erst klare Regeln helfen eine Krise wirksam zu bekämpfen. Das neue CO2 Gesetz wäre ein erster Schritt für solch klare Regeln. 

Ein weiteres Beispiel: Müllentsorgung! Wer viel Müll macht, muss viele Müllsäcke kaufen. Da sagt ja auch keiner, das ist ungerecht. Einfach in den Wald schmeissen ist glücklicherweise verboten. Auch dieses Gesetz musste aber irgendwann eingeführt werden. Warum sollte man also schädliches CO2 einfach gratis entsorgen können. Das macht keinen Sinn, wenn die Verschmutzung später die Allgemeinheit schädigt. 

Wir in der Schweiz denken oft, dass wir beim Umweltschutz sehr gut sind, tolle Berge, klare Seen, die Natur scheint so intakt zu sein. Aber das stimmt gar nicht: Wir haben in ganz Europa die meisten Flüge, die grössten Autos und die geringste Anzahl Solarzellen. Wir erreichen die Pariser Klimaziele nicht und diese sind nicht besonders ambitioniert.

Wer jetzt nein stimmt, denkt sehr kurzfristig, denn schon sehr bald werden die Kosten der Klimakrise ein Vielfaches von dem betragen, was es heute kostet.

Meiner Meinung nach geht das neue CO2 Gesetz überhaupt nicht weit genug, man sollte den Treibhausgas-Ausstoss klar reglementieren mit einem definierten Absenkpfad über die nächsten 10 Jahre. Es sollte gar nichts mit Geld zu tun haben, sondern alle müssten weniger verbrauchen und die Wirtschaft hätte endlich Anreize sich umzustellen. Aber immerhin ist das Gesetz ein erster Schritt in die richtige Richtung und bringt uns wieder ein bisschen näher an das Ziel, die Klimakrise zu verhindern. 

Ich hoffe deshalb, dass meine Schweizer LeserInnen mit JA stimmen und das auch weiter sagen.


Liebe Grüsse

Christina


PS:

In dem Blog ging es mehrheitlich ums CO2 Gesetz, aber auch die Trinkwasser- und Pestizidinitiative verdienen meiner Meinung nach ein JA. Will man konsequent sein, dann brauchen wir weniger Tierhaltung, das hilft Klima und Wasser. Es haben mehrheitlich die tierhaltenden Bauern ein grosses Problem mit der Trinkwasserinitiative, denn sie müssten das Futter plötzlich selber herstellen, kein Import mehr aus Regenwäldern. Weniger Tierhaltung ist also auch ein zentrales Anliegen für Klimaschutz.

Stellt euch ein Zürich ohne die 1200 Brunnen vor. Stellt euch vor, wir müssten die plötzlich alle abstellen, wegen  zu hoher Pestizidbelastung. So erging es schon einigen Gemeinden! Und auch hier ist es wie mit der Tasse, einmal im Boden und im Wasser kriegen wir das nicht mehr weg. Oder die Schweiz ohne Gletscher, diese gehen rasend schnell zurück....


Hier noch ein paar Links zu Infoseiten:

Die Wirtschaft zum CO2-Gesetz 

Der Bund zum CO2-Gesetz


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