Zu diesem Blogpost habe ich auch einen Artikel im Journal 21 veröffentlicht. Es ist schon ein bisschen her.
Klimagipfel
An der Klimakonferenz COP21 in Paris im 2015 konnte ein Abkommen zwischen 197 Ländern abgeschlossen werden, welches mittlerweile von allen Ländern ratifiziert wurde. Anstatt nun endlich an die Umsetzung zu gehen, gab es nun an der COP 23 in Bonn aber wieder Diskussion, da neben dem grossen Wackelkandidaten USA viele Staaten zwar Zusagen zum zwei Grad Ziel machen, die geplanten Massnahmen allerdings nicht ausreichen. Andere widerum machen ihre Zusagen von anderen Staaten abhängig. Auf diese Art steuern wir derzeit eine Welt mit deutlich höheren Temperaturen an.
Widerstand
Gleichzeitig steigt durch die erstarkende Klimabewegung der Druck auf die Regierungen. Zu Beginn der Konferenz gingen in Bonn 25'000 Menschen auf die Strasse, um vor allem für einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu protestieren. Immer mehr Bürger realisieren die Dringlichkeit durch die mittlerweile weltweit sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels. Auch in den USA gab es dieses Jahre bereits riesige Demonstrationen für den Klimschutz mit über 300'000 Menschen .
Schweizer Klimabewegung
In der Schweiz wurden in den letzten Jahren ebenfalls neue Bewegungen gegründet, die sich mit etablierten Organisationen in der Klima-Allianz zusammengeschlossen haben. Christian Lüthi, Präsident der Klima-Allianz erklärt: "Der Masterplan Klima-Allianz 2016 zeigt, dass der Finanzplatz Schweiz den grösste Hebel für Klimaschutz in der Schweiz bietet, da die mit der Finanzindustrie in Verbindung stehenden Emissionen rund 20mal mehr als die hiesigen Inlandemissionen ausmachen. Deshalb bündelt die Klima-Allianz ihre Kräfte um den Finanzplatz zu desinvestieren. Vor allem die Pensionskassen sind Ziel der aktuellen Kampagne, da sie riesige Mengen unseres Geldes verwalten."
Divestment
Angetrieben wird die Entwicklung von der vor wenigen Jahren gegründeten NGO fossil-free.ch, die eng mit der gleichnamigen internationalen Kamapgne von 350.org zusammen arbeitet. Das Hauptziel des Vereins ist, alle grossen Investoren in der Schweiz anzusprechen und auf die Risiken der Anlagen im Bereich der fossilen Energien hinzuweisen. Dabei spielt sowohl der Umweltgedanke, wie auch die finanziellen Risiken eine Rolle. Allein in den letzten Jahren haben z.B. Kohlekraftwerke weltweit massiv an Wert verloren, einige mussten sogar schliessen. Das stellt natürlich ein beträchtliches Risiko für die Altersguthaben der Schweizer dar. Fossil-free vereinigt Menschen aller Altersgruppen und politischen Ausrichtungen. Im Vorstand finden sich Senioren, sowie junge Studenten. Organisiert werden die zahlreichen Veranstaltungen mehrheitlich durch Freiwillge. So hat fossil-free unter anderem die grosse Klimademo in Zürich im Winter 2015 mit über 2000 Menschen organisiert. Mittels Dokumentarfilmen und auch spektakulären Aktionen versucht die NGO die Menschen auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen, aber auch aufzuzeigen, dass es sehr einfach sein kann, etwas zu tun, indem man z.B. sein Konto wechselt, das Geld anders anlegt oder eine Petition z.B. renten-ohne-risiko.ch mitmacht.
Recht für das Klima
Relativ neu sind die KlimaSeniorinnen, die mittels Klage die Grundrechte auf ihr unversehrtes Leben und Erhalt ihrer Umwelt einfordern. Besonders ältere Menschen leiden sehr unter Hitzewellen, sind daher von einer Klimaerwärmung stark betroffen. Auch in anderen Ländern klagen Bürger gegen ihre Regierungen, weil sie nicht genug gegen die Klimaerwärmung tun, unter anderem in den USA (Our childrens trust) und in Norwegen. In Holland hat vor zwei Jahren die Klage von Urgenda für weltweites Aufsehen gesorgt. In Neuseeland hat die Rechtsstudentin Sarah Thomson geklagt und gerade jetzt erster Instanz verloren. Sie will den Fall weiter ziehen. Die kleine niederländische Umweltorganisation forderte vom Staat eine 25-Prozentige Reduktion des CO2-Ausstosses bis ins Jahr 2020 – und bekam recht.
Jeder kann etwas beitragen
Einen anderen Weg geht die Organisation myblueplanet, die seit 2006 in der Schweiz konstruktiven Klimaschutz "bei de Lüt" betreibt. Mit über 2000 engagierten Freiwilligen werden Projekte umgesetzt die einfache Handlungsmöglichkeiten im Alltag aufzeigen. Unter dem Motto "Jede Zelle zählt" werden Solaranlagen auf Schulhausdächern geplant, "Jedes Kilo zählt" Freundeskreise zum CO2 sparen motiviert, "bluecamp" Lehrlinge zum Klimaschutz inspiriert, "bike4car" e-bikes gegen das Auto ausgetauscht und mit dem "Klimamenu" auf den CO2 Ausstoss unserer Nahrungsmittelproduktion hingewiesen. myblueplanet engagiert dabei Menschen in jedem Alters und versucht lokal erfolgreiche Projekte mit Partnern zu nationalen Kampagnen zu machen.
Kompensation, wenn keine Einsparung möglich
Schon vor etwas längerer Zeit ist myclimate als Schweizer Stiftung aus der Idee der CO2 Kompensation entstanden und mittlerweile zu einer beachtenswerten internationalen Initiative herangewachsen, die pro Jahr über 12 Millionen CHF umsetzt. Aus der reinen Kompensation mit den dazugehörigen internationalen CO2 Einsparungsprojekten, z.B. Biogasanlagen oder Aufforstungsprojekte, ist mittlerweile eine breite Dienstleistungspalette entstanden. So bietet myclimate sowohl Kinder- wie Erwachsenenbildung, aber auch KMU Umweltberatung und vieles mehr. myclimate hat 2016 weltweit rund eine Million Tonnen CO2 Emissionen reduziert.
Erwähnenswerte Aktivitäten
Weiterhin erwähnt werden sollten die Westschweizer Organisationen Association Climat Geneve und
die Coordination Climat Justice Sociale, die lokal Veranstaltungen und Informationskampagnen durchführen. CareforClimate unterstützt Projekte im globalen Süden und informiert über den Klimawandel. Das jährlich stattfindende Klimacamp vernetzt Aktivisten und zeigt auf praktische Art, wie ein einfaches Leben im Einklang mit der Erde möglich ist. Mit den Climate Games soll auf spielerische Weise ziviler Widerstand für ein stabiles Klima erprobt werden. Die Spiele fanden diesen September in Basel statt. Auf der effizienten Webseite climatiq.ch kann man mittels automatisiert gesammelten Artikel und Berichte über den Klimawandel jederzeit über alle Aspekte des Klimawandels informiert bleiben. Climate-KIC, eine europäisches Förderprogramm unterstützt auch in der Schweiz Innovationen zum Klimaschutz und hilft damit vor allem Start-Ups.
Natürlich gibt es noch viele weitere Organisationen und die grossen NGO's z.B. Greenpeace und WWF leisten auch wertvolle Arbeit in diesem Bereich. Aber gerade die vielen neuen Organisationen bringen Dynamik und sprechen die Menschen auf andere Art an. Es bleibt spannend zu beobachten wie die Bewegung hilft die Schweizer Klimaziele zu erreichen und die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert.
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