Noch eine Woche bis zur Entscheidung über die wichtige Frage eines geordneten Atomausstiegs. Dieser Artikel will die Fakten in den Fokus rücken um einen rationalen Entscheid ableiten zu können. Die folgenden fünf Punkte
sind zentral in der Diskussion um den Entscheid.
Wie gross ist das Risiko eines Supergaus
Das Risiko ist
gering, das ist klar. Aber trotz des geringen Risikos hat es weltweit zwei
grosse und einige kleine Unfälle in AKW's gegeben. Laut Statistik hätten es
nicht so viele sein dürfen. Allein die Tatsache, dass es keine Versicherung für
den Gau gibt, zeigt schon, dass die Risiken schwer zu schätzen und finanziell
desaströs sind. Jeder Konservative sollte für Vorsicht sein und daher
sicherheitshalber das Abstellen planen.
ð Das Risiko ist klein, aber zu gross um es
wirklich zu riskieren.
Wohin mit dem Müll
Zur Mülllagerung
ist nicht viel zu sagen, der Fall ist klar: Es gibt noch keine Lösung für eine
sichere Lagerung des Abfalls. Allerdings kommt es auf ein paar Jahre mehr AKW
auch nicht an. Es kommt aber doch darauf an, wo in den nächsten Jahren Geld hin
fliesst. In die Verbesserung und Wartung von einigen wenigen auslaufenden AKW
oder in den Ausbau unserer Energiezukunft.
ð Der Müll muss sowieso entsorgt werden, aber
jedes Jahr wird das Problem etwas grösser.
Die Stromversorgung im Auge behalten
Die Netze haben
bereits bewiesen, dass selbst das Abschalten aller Schweizer AKW für einige
Zeit verkraftbar ist (im 2015 waren alle AKW gleichzeitig aus). Dieses Winter
gehen neben Beznau noch Leibstadt für die Revision vom Netz und unser Stromnetz
wird immer noch funktionieren. Das zeigt, dass es möglich ist die Schweiz mit
Strom zu versorgen, welcher im Inland produziert wird. Der Rest wird
übergangsweise importiert. Hierbei kann man Kohlestrom auch ausschliessen. In
anderen Ländern hat sich der Anteil von Wind und Solarstrom in wenigen Jahren vervielfältigt.
Das könnten wir in der Schweiz auch erreichen, wenn erst einmal ein klarer Ausstiegspfad
festgelegt ist. Eine rasante Entwicklung und Verbesserung der Technologien für
erneuerbare Stromerzeugung und Speicherung macht den Umstieg immer einfacher.
ð Technisch ist es lösbar, wenn die Planung
stimmt.
Klimaschutz ist heikel
Neben Wind, Wasser
und Sonne ist die Atomkraft eine CO2 arme Technologie. Der Klimawandel ist ein riesiges
Problem, mit dem Potential die Erde nachhaltig für Menschen unbewohnbar zu
machen. Deshalb ist der schnelle Umstieg von fossilen- auf erneuerbaren Energie
zwingend. Einem Land mit Kohle- und Kernkraftwerken, würde man wohl raten erst
aus der Kohle und dann aus der Kernkraft auszusteigen, denn das Risiko eines
katastrophalen Klimawandels ist fast 100% und damit viel gefährlicher als ein
Atomgau. Und wir sehen am Beispiel von Deutschland, dass es nicht damit getan
ist neue Anlagen zu bauen. Man muss auch alte Kraftwerke abschalten, damit der
Markt nicht überschwemmt wird und die Preise in den Keller sinken. Auch für die
Schweiz macht es Sinn Planungssicherheit zu schaffen und parallel zum Ausbau,
den Ausstieg festzulegen. Denn für die Wirtschaft und Unternehmen ist
Unsicherheit das schlimmste Szenario und der Pfad in einer erneuerbare Zukunft ist
viel gradliniger mit einem klaren Zeitplan.
ð Aussteigen dürfen wir nur, wenn wir auch
bereits sind den Ausbau und Stromeffizienzmassnahmen mit der nötigen
Geschwindigkeit voran zu treiben. Dauerhafter Import von Deckstrom ist keine
Alternative.
Ist das alles nicht viel zu teuer?
Im Moment leben wir
in der grotesken Welt, dass Strom immer billiger wird und deshalb nicht mal
mehr ein Anreiz besteht diesen sparsam zu nutzen. Im Vergleich zu allen Nachbarländern
und auch Generationen vor uns, zahlen wir so wenig für Strom wie noch nie.
Gleichzeitig gehen wir mit der Atomkraft ein riesiges Risiko ein und jammern,
dass Alternativen zu teuer sind. Es gibt sowohl bezahlbare Alternativen für die
Herstellung, wie auch Geräte zum Stromsparen. Und wenn der Strompreis nur wenig
teurer wäre, dann würden sich beides lohnen, so dass wir am Ende für wenig mehr
Franken, sehr viel mehr Sicherheit, weniger Abfälle und schnelleren Ausbau
hätten. Es ist erstaunlich, dass es sich eine der reichsten Nationen der Welt
nicht leistet für den Preis eines Kinoeintritts pro Monat, die
Energieversorgung für das 21. Jahrhundert fit
zu machen.
ð Beim Strom ist die Umstellung und der Ausbau
vergleichsweise günstig zu haben und schafft erst noch viele Arbeitsplätze im
Inland.
Fazit: Die Fakten zeigen, dass ein Ausstieg
technisch und finanziell machbar ist. Ein Ja würde die Energiewende beschleunigen
und absichern, ein Nein wird wieder zu mehr Unsicherheit im Strommarkt führen
und die Planung für die Unternehmen erschweren.
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